Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

DÜSSELDORFDESERTO ROSSO

Gruppentherapie

2. August 2011 von Michael Staiger
Es gibt mal wieder ein Gruppenausstellungsproblem: Eine Ausstellung namens "Deserto Rosso" in den Projekträumen von MAP. Das Rezept lässt sich schnell erklären: Man nehme einen 30 Jahre alten Film von einem institutionell vollständig abgesicherten Regisseur, der von den aufregenden Gegensatzpaaren Mensch/Technologie und Mann/Frau handelt, mache diesen zum Thema für eine Ausstellung und lade 10-15 Künstler ein, die diese Aufgabe zu bearbeiten haben.
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Typisch 1964: Leidende Frauen vor technischen Geräten (Szene aus "Il Deserto Rosso")
Was dann passiert ist klar: 75% der teilnehmenden Künstler versuchen Tendenzen innerhalb ihrer Arbeit zu finden, die sich auf diesen Film oder seine Gegensatzpaare anwenden lassen, stellen diese Arbeiten aus und fertig. Immerhin 25% produzieren Arbeiten speziell für diese Ausstellung ... weiterlesen »

ANTWERPENERWIN WURM: WEAR ME OUT

Ein Schmunzeln, das Rost ansetzt

27. Juli 2011 von Erik Stein
Seit den fünfziger Jahren wächst der Antwerpener Middelheimpark zu einem riesigen Skulpturengarten. Über 250 der 480 Werke umfassenden Skulpturensammlung drängen sich inzwischen auf einer 25 Hektar umfassenden Parkfläche. Diese wird mit dem eleganten, 1971 fertiggestellten Braem-Pavillon auch für temporäre Ausstellungen genutzt – derzeit für die rund 25 Arbeiten umfassende Werkschau des Österreichers Erwin Wurm. Der Titel „Wear me out“ trägt den in der Parkmitte prominent positionierten Skulpturen „Big Psycho 8“ und „Big Psycho 10“ (bei denen sich überlebensgroße Figuren umständlich in ihre Pullover eingedreht haben) ebenso Rechnung, wie der bei der Eröffnung Präsentierten Kollaboration mit dem Antwerpener Modedesigner Walter van Beirendonck, der ein paar Kostüme für Wurms berühmt gewordene One-Minute-Sculptures entworfen hatte.
Von denen ist an einem gewöhnlichen Sonntag zwei Monate danach nichts mehr zu sehen. An den ansonsten beträchtlichen performativen und interaktiven Anteil von Wurms Oeuvre erinnert nur eine Betonplatte im Park, die mit dem Titel „One Minute Skulpture, 2011“ ausgewiesen ... weiterlesen »

HAMBURG2 SAMMLER - THOMAS OLBRICHT & HARALD FALCKENBERG

Sammlerhumor

2. Juli 2011 von Anton Rohrheimer
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"Sie machen den Künstlerhumor durchaus präsent. Wohl auch den Humor der beiden Sammler" (Thomas Olbricht über "Skunks" von Paul Mc Carthy)
„Lieber Harald Falckenberg, du hattest die Idee!
Du hast mich gefragt: sollen wir nicht mal was machen.
Ich war richtig perplex und dachte: das wird komplex.
Mitnichten!“
(Thomas Olbricht )

Schon die dreigeteilte Eröffnungsrede (hier zum Nachhören) geriet zur Hymne auf die Mediokrität der 1989 mal recht vielversprechend gestarteten Deichtorhallen. Dass man dort bereits die zweite reine Sammlungsausstellung innerhalb von zwei Jahren feiert, mag noch finanzielle Gründe haben. Aber dass man mit den, zugegeben nicht gerade herausragenden Sammlungen von Thomas Olbricht und Harald Falckenberg, so ambitionslos die Halle bestückt, offenbart auch eine kuratorische Armut. Einen Rundgang durch die Ausstellung „Zwei Sammler“ muss man sich als doppelte Enttäuschung denken: Als blättere man durch eine Ausgabe von „Art Now“ – Auswahl bekannt und wenig überraschend – der überdies noch die Bildrechte an den brauchbareren Werken fehlen. So hat’s dann zwar den ganzen Kanon der Auktionskataloge zeitgenössischer Kunst, bis hin zu Gerhard Richter und Sigmar Polke, aber überwiegend dritte Klasse. Hinzu kommen die üblichen Totalsausfälle: Currin, Meese, Murakami und derer mehr.
Zum Fremdschämen gäbe die Auswahl reichlich Anlass, viel schlimmer aber ist noch die Zusammenstellung derselben. Das „neuartige Experiment“, auf das in der Eröffnungsrede stolz verwiesen wurde, bestand darin, die Sammlungen nicht getrennt voneinander zu präsentieren, sondern zu durchmischen und nach ... weiterlesen »

KÖLNSTEPHEN PRINA: HE WAS BUT A BAD TRANSLATION.

Schön im Alter

25. Juni 2011 von Michael Staiger
Die aktuelle Ausstellung von Stephen Prina im Kölnischen Kunstverein besteht im wesentlichen aus drei Arbeiten: einer Installation namens "Blind No.9-17" im Hauptraum, Teile der Serie "Exquisite Corpse: The Complete Paintings of Manet" im Treppenhaus und einer Musikperformance im Theatersaal.

Die interessanteste und sichtbarste Arbeit ist "Blind No.9-17" im Hauptraum. Dieser Raum hat einen rechteckigen Grundriss wobei die beiden langen Wände verglast sind und sich auf der einen Seite zur Hahnenstraße vor dem Kunstverein, auf der anderen Seite zu einem Innenhof hinter dem Kunstverein öffnen. So bietet der Raum gleichermaßen Einblick wie Ausblick . Die Transparenz wurde von vielen Künstlern zum Anlass genommen durch Einbau von Wänden und Nischen die Sicht einzuschränken und die Atmosphäre privater zu gestalten. Anders Prina: Er hat den Raum durch den Einbau von ca. 25 Senkrechtmarkisen in Längsrichtung zweigeteilt. Diese Markisen sind auf der Seite in Richtung Straße mit verschiedenen Farben und Farbmischungen bemalt, auf der Innenhofseite jedoch unbehandelt. Die bemalten Seiten folgen einem nicht näher durchschaubaren Muster und benutzen ausschließlich Pantone-Farbtöne. Desweiteren scheint das Fenster auf der Straßenseite mit einer Folie beschichtet zu sein, die dem Ausblick eine leicht rötliche Färbung verleiht.
Abbildung zu
Stephen Prina: "Blind No.9-17", Installationsansicht (Foto:Simon Vogel)
Die Wirkung dieser Installation ist bemerkenswert, denn die Bereiche vor und hinter der Markise unterscheiden sich voneinander elementar: während die eine Seite farbig und warm ist, ist die Rückseite farblos und kalt. Der Raum scheint zwei unabhängige Gesichter zu haben ... weiterlesen »

BERLINBASED IN BERLIN

Halbherzig und inkonsequent

16. Juni 2011 von Niele Büchner
Endlich ist letzte Woche die mit Neugier wie mit Argwohn erwartete Ausstellung „based in Berlin“ eröffnet worden. Bevor der Blick auf die Ausstellung gelenkt wird, lohnt ein Blick zurück auf die Hintergründe der Idee und die Kontoversen, die es um das Projekt gegeben hat. Sie haben wohl den größten Anteil daran, dass die Ausstellung nichts Halbes und nichts Ganzes geworden ist und ihre Entstehungsgeschichte vor allem durch Pleiten, Pech und Pannen geprägt ist. Initiiert wurde die Ausstellung von Klaus Wowereit, der damit die Diskussion um die Notwendigkeit einer Kunsthalle für zeitgenössische Kunst in Berlin nach dem Ende der temporären Kunsthalle neuen Antrieb geben wollte. Allerdings stellte er sich dabei nicht besonders geschickt an: sein Ausdruck „Leistungsschau“ erregte ebenso die Gemüter, wie der von ihm präferierte Ort, der Humboldthafen zwischen Hauptbahnhof und Hamburger Bahnhof. Dieses Areal steht in Verruf vor allem deswegen ausgewählt worden zu sein, weil das Gebiet für Investoreninteressen aufgewertet werden soll. Als die Kritik an Konzept und Ort überhand zu nehmen drohte, wurde die Schau kurzerhand in den Monbijoupark und verschiedene andere etablierte Berliner Kunstinstitutionen (KW, n.b.k., Berlinische Galerie sowie die Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof) verlegt. Gerüchten zufolge hat der beratende Kurator Klaus Biesenbach hier die Notbremse gezogen. Der ausgeschriebene internationale Architekturwettbewerb wurde damit obsolet. Statt eine eigene Ausstellungsarchitektur zu entwerfen bzw. mit einem konkreten Ort zu arbeiten, wurde die Ausstellung gießkannenmäßig über mehrere Orte verteilt – wahrscheinlich, damit auch die etablierten Häuser etwas vom Eventcharakter profitieren können.
Das Ergebnis ist ernüchternd: Das ehemalige Atelierhaus ist mit einem Gerüst überbaut, die in einer großen Plattform endet, auf der jedoch der Blick auf die Umgebung interessanter ist, als die drei chinesischen Plagiate westlicher Marken-Geländewagen. Zwar handelt es sich bei ... weiterlesen »

BREMENMARK HARRINGTON: BETWEEN SPACES

Diskreter Expressionismus und emotionale Geometrie

11. Juni 2011 von Adriane Kerkhoff
Der eine nennt es „die Emotionalisierung der Geometrie“, der andere „diskreter Expressionismus“. Beide Titel beschreiben ungegenständliche Liniengemälde, erster stammt von Nicholas Bodde, zweiter von Mark Harrington. Beide Maler zeigen konkrete Kunst und verfolgen keinerlei abbildende Absicht, sondern wählen die Line als Bildsprache, die für sich steht; ihre Bildwelten bestehen aus Farben, Formen und deren ausgeklügelte Zusammenstellung. Beide Maler sind in den USA geboren, leben und arbeiten in Deutschland und zeigen aktuell in Bremen polychrome Streifen-Sujets – ein Grund, die Ausstellungen gegenüberzustellen. Beginnen wir mit dem bekannteren Künstler und der größeren Schau: Mark Harrington im Museum für Moderne Kunst.
Die Szenenbeschreibung mutet vielleicht etwas klischeehaft an, war jedoch in einer bestimmten Weise stimmig und somit besser, als es sich liest: Mark Harrington, US-amerikanischer Vertreter ungegenständlicher Malerei, trägt selbstverfasste Texte inmitten seiner raumeinnehmenden Liniengemälde vor. Dazu zupft Jazzpianist Micheal Wollny ... weiterlesen »