Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

HAMBURGCORDULA DITZ

Nicht mehr anrufen, Wiederholung!

7. September 2011 von Erik Stein
Abbildung zu
Ausstellungsansicht: Neonlicht ("Fake") und Videoprojektion (Foto: Galerie Conradi)
„…sich zu erfreuen
an dem Geschrei der Weiber.“

(Conan, der Barbar)

Diese Woche kommt mit „Conan – der Barbar“ die nächste Neuverfilmung eines Kinoklassikers aus den siebziger und achtziger Jahren in die Kinos. Man kann davon ausgehen, dass er der Trashschmonzette von 1982 wenig hinzufügen wird. Wie schon bei „Planet der Affen“, „Pink Panther“ oder demnächst bei „Dirty Dancing“ wird es nicht darum gehen, einem alten Stoff Aktualität abzugewinnen – keine jedenfalls, die über die Einbindung von 3D-Renderings hinausginge. Allenfalls in dem übergreifenden Hang zu Wiederholungen entdeckt man etwas vom Zeitgeist. Und so besehen spricht auch aus der aktuellen Ausstellung von Cordula Ditz in der Galerie Conradi viel Gegenwart.
Vorweg zwei Worte zum Generalevent: Der „Rundgang“ der Hamburger Galerien, der vergangenen Freitag und Samstag die Eröffnungen von rund 20 Galerien aus der Admiralitätsstraße und dem Kontorhausviertel verband, litt leider daran, dass viele der interessanteren Galerien Hamburgs – WCW, GFLK, Dorothea ... weiterlesen »

HAMBURGCHARLEY HARPER

Lieber keine Kunst

28. August 2011 von Erik Stein
Kunst ist sowenig zeitlos wie Bildrezeption im Allgemeinen. Gleichwohl lohnt die Unterscheidung zwischen Beiden über Akademia hinaus, wo die Bildwissenschaft von der kunstgeschichtlichen Enklave längst zu einem ernstzunehmenden Alternativdiskurs heranreift. Im Gegensatz zum leergelaufenen Kunstdiskurs, der sich an den verzehrenden Totalitäten der Moderne überarbeitet zu haben scheint, agiert die Bildwissenschaft fernab von Burnout und historischen Endlagerungsproblemen. Und gibt es überhaupt noch einen ernstzunehmenden Kunsthistoriker oder -theoretiker, der nicht auch Ausflüge in die visuelle Kultur des Alltags unternähme? Sind nicht sogar ihre interessanteren und scharfsinnigeren Aufsätze oft diejenigen, die ihren Gegenstand jenseits der Kunst verorten? Wenn dem so ist, könnte doch die zeitgenössische Kunst ganz gut beraten sein, als Reflekionsmedium vorübergehend zu pausieren und sich für einige Zeit in stationäre Behandlung zu begeben. Dass es schlecht um sie bestellt ist, stellt schließlich kaum jemand in Abrede.
So gesehen ließe sich die aktuelle Ausstellung von Charley Harper im Hamburger Kunstverein als die hellsichtige Erwiderung auf Tomma Abts gegenwärtigen Kunstversuch in der Düsseldorfer Kunsthalle lesen (siehe Beitrag von Michael Staiger). Nicht weil sie in irgendeiner Form mehr, oder ... weiterlesen »

DÜSSELDORFTOMMA ABTS

Ästhetische Esoterik

19. August 2011 von Michael Staiger
Allzu gerne wird von Kunst als einem zeitlosen Phänomen gesprochen. Bis zum 9. Oktober ist in Düsseldorf noch exemplarisch zu erleben, wie unzutreffend diese Vorstellung ist. Vorab die Basisdaten: Die Kunsthalle zeigt die Turner-Preisträgerin Tomma Abts, die für ihre langsame und akribische Arbeit bekannt ist. Ihre Malereien haben immer die gleiche Größe von 48x38 cm, wovon sie jährlich weniger als zehn produziert. In dieser Präsentation sind zum ersten Mal auch Zeichnungen zu sehen, die in ihrer Genauigkeit den Malereien sehr verwandt sind. Gezeigt werden ca 30 Arbeiten, wobei die Malereien im unteren, die Zeichnungen im oberen Raum in klassischer Höhe, in angemessenem Abstand zueinander gehängt sind.
Nun behaupten sowohl die Hängung, deren strenge Gliederung jeden installativen Raumbezug zurückweist, als auch die Hermetik der gegenstandslosen Motive: Diese Bilder benötigen und wollen keinen Bezug zur Außenwelt! Mit anderen Worten: diese Kunst ist autonom! Das wiederum ist höchstproblematisch – in ... weiterlesen »

BERLINGETA BRĂTESCU: ALTERITATE

Dem Leben abgewrungen

16. August 2011 von Niele Büchner
Ist es eigentlich zwangsläufig so, dass KünstlerInnen mit steigendem Bekanntheitsgrad und finanziellen Möglichkeiten umso großformatigere, monumentalere und luxuriösere Werke schaffen? Der überteuerte Diamantenschädel von Damen Hirst, die überdimensionalen Skulpturen von Richard Serra oder die wandfüllenden Fotografien von Andreas Gursky legen das nahe. In der Ausstellung der 1926 geborenen rumänischen Künstlerin Geta Brătescu mit dem Titel "Alteritate" dagegen ist man mit Werkgruppen und Filmen konfrontiert, die eher bescheiden und flüchtig anmuten – und damit wohl nicht nur Ausdruck der Arbeitsweise der Künstlerin sind, sondern auch ein Zeichen der schwierigen Umstände Rumäniens unter der Diktatur, mit denen sie sich zu arrangieren hatte. Diese beeinträchtigten nicht nur die zur Verfügung stehenden Mittel (Filmmaterial war absolut rar), sondern auch die Austausch- und Ausstellmöglichkeiten der Künstlerin mit Gleichgesinnten.
Aufgrund dieser Umstände erscheint es naheliegend, dass auf den Arbeiten häufig die Künstlerin selber zu sehen ist. In Performances oder Videoarbeiten erprobt sie Handlungsmöglichkeiten und zeigt Transformationspotentiale auf: zum Beispiel vom erstarrten Gesicht zum Lächeln und zurück. Dass sich das ... weiterlesen »

HAMBURGJE SUIS SANS SOUCI

Kitsch und kein Entkommen

10. August 2011 von Erik Stein
Abbildung zu
Kunstkitsch oder dessen künstlerische Reflektion: "Scheitern der Sentimentalen"
Im Vorwort beklagt Künstlerin Christin Kaiser das „kanonisierte Spielen, Kombinieren und Machen mit dem Billigen, Unechten, Verzuckerten, Verkitschten und Trashigen“. „Je suis sans souci“ heißt die Ausstellung in der Galerie Genscher, in die das Lamento einführt. Um Kitsch soll es gehen, um den schlechten Geschmack als künstlerischen Imperativ unserer Zeit. Fünf Künstler, Maler und Bildhauer, treten an, genau damit abzurechen. Man erwartet das, auch weil Kaiser die schlimmsten Szenarien bereits ironisch vorweg nimmt. Kategorisch buchstabiert sie, welche Arbeiten bei einer Ausstellung mit „sans sauci“ im Titel zu vermuten wären: „a) lustig: ein Nachbau aus Wiener Würstchen und das ganze als „Soucisson” betiteln, b) kritisch: ein Nachbau aus Make-up und Lippenstift mit dem Verweis auf die gleichnamige Pflegeproduktserie, deren Markenbotschafterin für Moisture und Clear Skin eine vermarktete majestätische Aura ist, c) stylisch: rohe Dachlatten, Bauschaum, Kritzischwämme und Glitzerstaub.“ Umso gespannter ist man auf die Gegenentwürfe von Christin Kaiser, Aleen Solari, Youngjin Song, Anna Steinert und Christoph Wüstenhagen.
Es gibt keinen Glitzerstaub und keine Dachlatten in der Galerie Genscher, dafür Glitzerfolie, Neonfarben und eine junge Birke mit Neonröhre im Geäst. So wirklich versteht man das nicht – nicht als Gegenentwurf. Jeder Künstler hat eines der fünf Bilder beigetragen, die ... weiterlesen »

WIE BASTEL ICH MIR EINE BIENNALE?

Multiple Choices

8. August 2011 von Anton Rohrheimer
Ein Projekt, dass sich den vielen frustrierten Besuchern der Venedig Biennale zur Nachahmung empfiehlt: Shea Hembrey erfindet seine eigene Biennale – und die nötigen 100 Künstler gleich dazu. Das Schönste an diesem TED-Talk ist aber, dass es das Publikum dazu befähigt, endlich mal die nebelhafte Banalität von Gegenwartskunst auszulachen, derentwegen es sich häufig zu unrecht verdächtigt, irgendetwas nicht verstanden zu haben.