LEIPZIGRUNDGANG DER HOCHSCHULE FÜR GRAFIK UND BUCHKUNST
Durchatmen
13. Februar 2011 von Bobby Briggs
Als Prorektorin Beatrice von Bismarck ans Rednerpult tritt um den HGB Rundgang 2011 zu eröffnen, ist der Lichthof ungewohnt leer. Zwei Neuerungen, schnell erklärt. 1) Joachim Brohm hat seine nunmehr 8-jähriges Amt als Rektor beendet und übergibt es in Kürze an Dr. Ana Dimke. 2) Keine Verkaufsaktion lockt Heerscharen von Besuchern zur Eröffnung.
Man hat das Gefühl, das die HGB eine Atempause einlegt. Kein Hype/Spektakel/Trubel. Die Hauptrepräsentationsräume Galerie und Festsaal sind fein kuratiert, seit Rike Frank dafür verantwortlich zeichnet. Die Klassenräume sind gut bestückt – viel Solides, viel Mittelmäßiges, ein paar Glanzlichter und natürlich auch viel Mist. Fleißig und umtriebig der Bereich Grafikdesign/Buchkunst, vollgestopft und durchwachsen die Medienkunst, konzeptionell und gesetzt die Fotografie, raumgreifend und divers die Malerei. Tatsächlich finden sich hier einige neue Positionen und Tendenzen, die den „Leipziger Schülern“ mehr und mehr den Rang ablaufen – viel Naives, Lautes, Gestisches, Gewitztes – vor allem im Umfeld der Klasse von Astrid Klein. Dazu starke zeichnerische und grafische Positionen im Einzugsbereich der Neulinge Katrin von Maltzahn und Oliver Kossack. Für weitere Höhepunkte sorgte die Klasse für Typographie, die kistenweise Antiquariatsbücher produktiv be- und verarbeiteten, sowie das Buchprojekt „975“ von Lydia Sachse und Alexander Morgenstern, bestehend aus ebensovielen Fotos, die Besucher beim letzten Rundgang mit Einwegkameras aufnahmen – eine großformatige Hommage an das soziale Ereignis Rundgang.
Neben hochkarätigen Abschlussarbeiten von Lutzi Schröder, Dominique Koch u.v.m. stach vor allem der vor Produktivität übersprudelnde Maler Julius Hofmann hervor, dessen Diplomausstellung parallel die Galerie Kleindienst füllte. In der Hochschulgalerie war er lediglich in Form eines eigenwillig installierten Animationsfilms präsent, der die Generation der mit Videospielen Aufgewachsenen besonders ansprechen dürfte: In kantiger 3D-Grafik durchstreift der Avatar mit Hundemaske ein Stück Wald. Er friert, überquert einen Fluß, macht Feuer – und legt sich schließlich in seinem Verschlag nieder.
Kräfte tanken fürs nächste Level.
Kommentare
Mein Lieblingsraum -> Klasse Peter Piller!
he bobby, zustimmung zur klasse astrid klein und der von kossak kuratierten ausstellung - sind mir auch positiv aufgefallen. generell bewegen sich die maler (endlich) weg von gesetzten zu eher quietschigen tönen. beeindruckt haben mich die lässigen präsentationsformen im kossak-raum: bilder an der decke oder zeichnungen in a4-folien zum blättern an eine holzlatte an der wand getackert..das macht spass! kontra zu den von dir erwähnten abschlussarbeiten von schröder, koch und hofmann, die nur in auszügen zu sehen waren und deshalb eindeutig nicht ihre qualität in der rundgangspräsentation entfalten konnten. mir sind sie eigentlich gar nicht aufgefallen. naja, bei so viel kunst auf engem raum. kleine glanzstücke gabs auch in der fotografie zu sehen, denke ich, kann hier aber keine namen posten.
jack, da stimme ich zu: die arbeiten von koch, hofmann und in geringerem umfang auch schröder waren nicht ausreichend repräsentiert. das lob bezog sich eher auf ihre diplompräsentationen und war vor allem als empfehlung der künstlerInnen an die geneigte leserschaft gemeint.