AUSSTELLUNG | 3. Mai bis 26. Juni 2014 bei Kraupa-Tuskany Zeidler, Berlin |
Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.
Kurzmitteilungen
Kunstkritik im SMS-Format
Töpfern im Zeitalter des Digitaldrucks: „Pathfinder“, 2014
Novitskova erklärt, warum online verbreitetes NASA-Bildmaterial Verschwörungstheoretiker nährt. Leider nur im Begleittext interessant. Die Ausstellung selbst begnügt sich mit der formalen Behauptung eines Stils. Post-Internet? Houston, wir haben ein Problem!
Tennistalent scheitert am Zufall. Installatives Dokudrama zur Mechanik von Erfolg und Misserfolg. Universell, aber zur richtigen Zeit am passenden Ort. In ihrer Analogie zur Kunst ein echtes Statement. Spiel, Satz, Sieg!
AUSSTELLUNG | 18. Mai, ATP Bahrenfeld |
Halb voll: Materialien sind erfrischend uncool, fast nostalgisch, die Referenzen sind greifbar, die Sprache zugänglich – hallo, Herr Nachbar! Halb leer: Der Humor ist etwas tantig und die Literaturbeigaben nur mediokre Slam Poetry.
Kampfansage an jede Form von Reizarmut! ADHS meets LSD. Überzeugt als Tumbl-Blog, weniger als Ausstellung. Dort sitzt dem Besucher ein quälendes Wozu im Nacken, auf das er keine Antwort findet. Trashästhetischer God Mode mit vollem Waffenarsenal – allein es fehlt der Gegner.
Seine bekannten, hyperrealistischen Videos sind auf eine faszinierende Weise leer. Seine neuerlichen installativen Anbauten (Plakate, Texttafeln, …) auf eine völlig unfaszinierende Weise hohl. Letztere bitte beim nächsten Mal weglassen.
Minimalistische Egal-Kunst, die schon jetzt keinen interessiert. Trotzdem beste Chancen auf eine Kurzstrecke in der Diskurslaufbahn. Zumindest bei jenem Rundlauf, in der Kunst nur ein anderes Wort ist für fragile Wohnaccessoires.
Guyton sucht Auswege aus seinem verfahrenen Bildkonzept. Dieser führt in eine Sackgasse: Sinnlose formale Anpassung der Bildformate an den Raum gepaart mit coolen Möbel-Skulpturen. Und jetzt?
Der retrospektive Part musealisiert voreilig: Bitte nichts anfassen! Dabei ist die neue Rauminstallation doch eine vitale Kampfansage an die Digital Natives von Denny bis Si-Qin: Ihr habt mir meinen Style geklaut!
Zur Eröffnung: Chillende Teenager, sichtlich angeödet vom Kunstpublikum. Letzteres hatte wiederum an einer Bar die Wahl zwischen hässlichen Keramiken und Schokoriegeln. Gefährlicher Stillstand auf den Punkt gebracht: Keiner verlässt sein Paralleluniversum!
Ein weiteres Beispiel dafür, wie nebeneinandergestellte Positionen verlieren, wenn man ihre Politiken nicht verdichtend zusammenführt. Ergebnis: Politkitsch als Ganzes, trotz starker Einzelpositionen.
Wo Schlingensief brillierte: bei öffentlichen Aktionen und Gesprächen mit Alexander Kluge. Wo nicht: im Theater, bei Filmen und Ausstellungen. Schon das erklärt, warum dieses überbordende Vollprogramm leider chancenlos scheiterte.
Installativer Fäkalhumor mit kritischem Anspruch. Die rotzige Gestik von Sperrholzbauten und Wanddurchbrüchen hat zwar auch schon einen Bart, ist aber immer noch besser als Rehbergers Interior Design in der Schirn. Für Freunde von Team America.
Keine wirklich überzeugende Arbeit, dafür eine überzeugende Botschaft: Friesinger sucht Wege aus dem künstlerischen Desaster bei CFA. Das Potenzial hat offenbar überlebt.
Elegant, klug, anrührend: Girardet und Müller zeigen, dass sich am Schnittplatz visuelles, strukturelles und dramaturgisches Denken auf ideale Weise verbinden – im besten Fall.
Leider nicht besser als beliebiges Flickr-Album in Naturholzrahmen. Und noch etwas kennt man aus dem Netz: Gegen den Relativismus der Masse kann sich eigentlich nur eine Bildkategorie behaupten. Hier zeigt sie eine nackte Isa Genzken.
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#30) 160 Zeichen zu Katja Novitskova bei Kraupa-Tuskany Zeidler