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KÖLNSTEPHEN PRINA: HE WAS BUT A BAD TRANSLATION.

Schön im Alter

25. Juni 2011 von Michael Staiger
Die aktuelle Ausstellung von Stephen Prina im Kölnischen Kunstverein besteht im wesentlichen aus drei Arbeiten: einer Installation namens "Blind No.9-17" im Hauptraum, Teile der Serie "Exquisite Corpse: The Complete Paintings of Manet" im Treppenhaus und einer Musikperformance im Theatersaal.

Die interessanteste und sichtbarste Arbeit ist "Blind No.9-17" im Hauptraum. Dieser Raum hat einen rechteckigen Grundriss wobei die beiden langen Wände verglast sind und sich auf der einen Seite zur Hahnenstraße vor dem Kunstverein, auf der anderen Seite zu einem Innenhof hinter dem Kunstverein öffnen. So bietet der Raum gleichermaßen Einblick wie Ausblick . Die Transparenz wurde von vielen Künstlern zum Anlass genommen durch Einbau von Wänden und Nischen die Sicht einzuschränken und die Atmosphäre privater zu gestalten. Anders Prina: Er hat den Raum durch den Einbau von ca. 25 Senkrechtmarkisen in Längsrichtung zweigeteilt. Diese Markisen sind auf der Seite in Richtung Straße mit verschiedenen Farben und Farbmischungen bemalt, auf der Innenhofseite jedoch unbehandelt. Die bemalten Seiten folgen einem nicht näher durchschaubaren Muster und benutzen ausschließlich Pantone-Farbtöne. Desweiteren scheint das Fenster auf der Straßenseite mit einer Folie beschichtet zu sein, die dem Ausblick eine leicht rötliche Färbung verleiht.
Abbildung zu
Stephen Prina: "Blind No.9-17", Installationsansicht (Foto:Simon Vogel)
Die Wirkung dieser Installation ist bemerkenswert, denn die Bereiche vor und hinter der Markise unterscheiden sich voneinander elementar: während die eine Seite farbig und warm ist, ist die Rückseite farblos und kalt. Der Raum scheint zwei unabhängige Gesichter zu haben. Was beide Seiten jedoch verbindet, ist das Gefühl, öffentlich zu sein – die Fensterfronten bieten unbeschränkten Einblick. Man ist sich nie ganz sicher, was hier im Vordergrund steht, die Markisen oder man selbst. Prina demonstriert wie intelligent auf die Eigenheiten des Raums eingegangen werden kann, ohne das oft eingesetzte, falsch verstandene Mittel zu bemühen, den Ausstellungsraum im jeweilig ausgestellten Bild/Objekt zu imitieren oder abzubilden.
Anhand der Leichtigkeit und Sicherheit seiner Arbeitsweise darf man Prina wohl eine Art Altersweisheit attestieren, was wahrscheinlich zugleich Fluch und Segen Kölns darstellt: Es gibt viele Kontakte zu großen, älteren Künstlern die fast unter Garantie gute Ausstellung machen, aber ebendoch Kontakte aus den Achtzigerjahren sind. Man zehrt von glanzvollen Tagen.