Seit den fünfziger Jahren wächst der Antwerpener Middelheimpark zu einem riesigen Skulpturengarten. Über 250 der 480 Werke umfassenden Skulpturensammlung drängen sich inzwischen auf einer 25 Hektar umfassenden Parkfläche. Diese wird mit dem eleganten, 1971 fertiggestellten Braem-Pavillon auch für temporäre Ausstellungen genutzt – derzeit für die rund 25 Arbeiten umfassende Werkschau des Österreichers Erwin Wurm. Der Titel „Wear me out“ trägt den in der Parkmitte prominent positionierten Skulpturen „Big Psycho 8“ und „Big Psycho 10“ (bei denen sich überlebensgroße Figuren umständlich in ihre Pullover eingedreht haben) ebenso Rechnung, wie der bei der Eröffnung Präsentierten Kollaboration mit dem Antwerpener Modedesigner Walter van Beirendonck, der ein paar Kostüme für Wurms berühmt gewordene One-Minute-Sculptures entworfen hatte.
Von denen ist an einem gewöhnlichen Sonntag zwei Monate danach nichts mehr zu sehen. An den ansonsten beträchtlichen performativen und interaktiven Anteil von Wurms Oeuvre erinnert nur eine Betonplatte im Park, die mit dem Titel „One Minute Skulpture, 2011“ ausgewiesen ist. Der Wahrnehmung der zwischen den fest installierten Skulpturen aus der Sammlung verteilten Wurmschen Werke ist das mehr als zuträglich. Die Albernheit der Werke würde wohl als eine andere, weniger manifeste erscheinen, würden einem beim Rundgang durch den Park des Öfteren laufende Skulpturen im Plüschkugelkostüm begegnen. So stehen sie genauso still und rostend zwischen Bronzefiguren und Kupfer-, Marmor-, und Metallskulpturen von Auguste Rodin bis Franz West. Sie erscheinen so weniger wie ein flüchtiger Witz, dessen Erzähler selbst prustend vor Lachen seinem Gegenüber gesellig auf die Schulter haut. Einige der versteinerten Albernheiten sind tatsächlich mit der Würde eines trockenen Witzes zu vergleichen, der die ernste Miene bewahrt, mitsamt ihrer Tragik.
Prominentester Vertreter dieser Gattung wird der „Telekinetically bent VW-Van“ von 2006 sein: Ein verbogener VW-Bus, in dessen Fensterscheibe der Email-Verkehr zwischen Wurms Assistenten und dem Helfer eines indischen Geistlichen hängt, den Wurm darum gebeten hatte den Bus Kraft seiner Gedanken zu biegen. In der Antwort wundert sich der Helfer nicht weiter über die Anfrage sondern listet die Bedingungen des Gurus: einen Flug erster Klasse und 2000 Euro Entlohnung. Für die erfolgreiche Umsetzung benötige er zudem ein Gebäude, in dem für eine Nacht keine Energie- und Lichtquelle genutzt werden dürfe. Dort verbrächte der Meister die Zeit mit dem Auto in völliger Dunkelheit und tiefer Konzentration.
Direkter und lauter als beim frühen Andreas Slominski, nicht so sehr den Kunstbezug forcierend wie Kippenberger, weniger kritisch als bei Guillaume Bijl zielen Wurms Außenskulpturen auf die schlichte Komik des Absurden. Abgesehen davon, dass die große Zeit dieser Art von intelligenter Witze-Kunst schon Jahre zurück liegt, muss man Wurm zugestehen, dass einige seiner nicht-performativen Arbeiten, zumal in einem flaneurartigen Setting wie diesem, den Charme des Absurden durchaus zu konservieren wissen. Das spricht für Qualität, auch wenn die Mehrheit der Arbeiten nur für einen kurzen Schmunzler reichen.