Volker Bradke ist eine tragische Figur der Kunstszene. Gerhard
Richter ließ ihn in seiner einzigen filmischen Arbeit als
verschwommene Silhoutte auftauchen und benannte sogar eine
Ausstellung nach ihm. Danach ist er wieder in der Versenkung
verschwunden und seitdem mehr Mythos als Mensch. Vor fünf Monaten
ist "Volker Bradtke" wieder aufgetaucht: in Form eines
vielversprechenden Ausstellungsraums in der Birkenstraße in Düsseldorf. Das
Projekt wurde von den Künstlern Adam Harrison, Alexander Lorenz
und Philipp Rühr ins Leben gerufen, die einen vierten (Christian
Odzuck) damit beauftragt haben, eine Struktur zu entwerfen, die
als dauerhafte Installation den architektonischen Rahmen für
diesen Raum bildet. So wird jeder ausstellende Künstler zur
Auseinandersetzung mit dieser Installation gezwungen, die
einfache Inbesitznahme des Raums verhindert und
ortsspezifisches Arbeiten unumgänglich. Die entworfene Struktur
ist ein gitterartiger Raum im Raum aus schwarzen Dachlatten: Für
die ausstellenden Künstler eine erhebliche Zumutung, die wohl
deshalb auch gerne mal völlig ignoriert wird.
Nach bisher drei Ausstellungen stellt dieses Mal der in London lebende Kanadier Mark Lewis aus, der unter anderem 2009 seine Heimat auf der Venedig Biennale vertrat. Zu sehen ist einer der für ihn typischen, fast pervers hochauflösenden Filme. In "Black Mirror in the National Gallery" durchfahren zwei Roboter drei Räume in einem Gemäldemuseum. Die Roboter sind im Grunde programmierbare, automatisierte Kamerastative, welche die exakte Wiederholbarkeit von Einstellungen und sogar ganzen Szenen erlauben. Der erste Roboter trägt die Filmkamera, der zweite einen Spiegel und während sie sich verfolgen erinnern sie vielleicht an technoide außerirdische Wesen, die vorsichtig ihre Umgebung erkunden. Abwechselnd zeigt die Kamera die Bilder der Ausstellung, den Roboter mit dem Spiegel und die Malereien im Spiegel. Das wirkt in hohem Maße reflexiv und nimmt starken Bezug auf Lewis' übliche Arbeitsweise, die hier fast überdeutlich exemplifiziert wird: Einmal benutzt Lewis diese programmierten Stative in fast allen seiner neueren Filme, wobei sie in "Black Mirror in the National Gallery" zum ersten Mal als sichtbare Akteure in Erscheinung treten. Der technologische Fetischaspekt wird auf die Spitze getrieben – ein feuchter Ingenieurstraum. Zweitens schienen in seinen früheren Filmtiteln ruhende Kameraeinstellungen immer schon Bezug zu Tafelbildern zu nehmen, was er nun durch deren erstmaliges konkretes Erscheinen im Film quasi bestätigt.
Allgemein lässt sich sagen, dass Mark Lewis eher sorgfältig
innerhalb der Beschränkungen seines Mediums arbeitet anstatt mit
scharfem Blick seine Umgebung zu analysieren um daraus Schlüsse
zu ziehen. Diese Arbeitsweise ist altmodisch, aber keinsfalls
reaktionär. Sie ist weniger behauptend oder kritisch setzend als
allmählich fortschreitend, evolutionär.
Mark Lewis hat die Austellungsarchitektur von Odzuck für seinen
Film zu einer einfachen, abgedunkelten Nische umgebaut, was
leider nicht aufgeht. Raum und Film wollen keine fruchtbare
Synthese eingehen. Wo der Film eine möglichst zurückhaltende,
klassisch museale, monolithische Präsentation erfordert, verlangt
der Raum nach modularen Installationen oder experimentelleren
Interventionen. So aber bleibt dem Film die Maskierung des Raums
als einzige Option. Das tut dem gelungenen Film keinen Abbruch,
hinterlässt jedoch im Wissen um die Möglichkeiten einen faden
Geschmack.
Kommentare
Da fehlt es aber wirklich an einer tiefgehender Erklärung: warum ausgerechnet Volker Bradke? Ein paar mehr Worte dürfte man da schon erwarten!
In welchem Verhältnis dieses Projekt zur Person Volker Bradke steht ist mir nicht bekannt, auch habe ich dazu keine Informationen finden können.
Lieber Olaf Mährenbach,
schade, da haben Sie sich aber nicht so viel Mühe gegeben! Dennoch beste Grüße, Ihr M.
Haben Sie denn mehr Informationen darüber? Ich würde mich freuen, wenn sie diese mit uns teilen könnten.
Grüße Olaf
Liebe Kunstfreunde,
könnten Sie mir eine biographische Skizze von Volker Bradke zur Verfügung stellen?
Besten Dank für Ihre Mühe J. Maruhn
Lieber Olaf Mährenbach,
ja, ich habe mehr Informationen darueber. Gerne möchte ich diese mit Ihnen teilen. Schreiben Sie mir doch der Einfachheit halber einfach eine mail, dann können wir uns austauschen. Herzlich, Ihr M.
Gibt's den Empfänger dieser Kommentaradresse noch?
Wenn ja würde ich mich freuen über eine Info, was aus meinem alten Schulfreund Volker Bradtke geworden ist, mit dem ich jahrelang vom Worringer Platz aus morgens den Schulweg und abends den Weg in die Altstadt geteilt habe... Zuletzt hat er sich Ende der siebziger Jahre telefonisch bei mir aus Marburg gemeldet, wenn ich mich recht erinnere. Schöne Grüße Roland Saal
ja, es gibt den empfänger noch. schreiben sie an lasauvage@gmx.de herr roland saal.
Lieber Roland Saal, es ist so schade, dass Donnerstag seinen Betrieb eingestallt hat! Er wäre, finde ich, perfekt für meine Kritik an Zaha Hadids MAXXI in Rom gewesen. Nun musste ich sie woanders platzieren, was aber nur eine Verlegenheitslösung war. Falls es Sie interessiert: www.urbanophil.net/staedtebau-architektur/kunst-im-belagerungszustand/#more-25762 Herzlihen Gruß, Maike Aden
Es ist auch sonst schade. Jetzt gibt es überall nur noch realistischen Spekulatius und er kommt uns schon zu den Ohren raus. Wegen Gruppenzwang mag aber immer keiner widersprechen, alle immer so och und nuja und muss man mal kucken. "Come back Lucy!"
Und ich hab heute mit Volker Kaffee im Café getrunken. So ist das Leben.