Man muss einerseits begrüßen, dass die Jungen von "Vandel" sich als solche ins Leben riefen. Unweigerlich fühlte man sich an die "Akademie Isotrop" erinnert, die Künstlervereinigung, in den neunziger Jahren rund 25 Hamburger Künstler vereinte (darunter André Butzer, Roberto Ohrt und Jonathan Meese). Isotrop organisierte Ausstellungen, ein gemeinsames Magazin und allgemeine Aufmerksamkeit. Ein gleichnamiges Magazin haben nun auch die fünf Maler von Vandel – ja sogar ein Manifest. Das allerdings kommt reichlich getragen daher und zelebriert Satz für Satz das heilige Weder-noch bzw. Sowohl-als-auch ("Vandel hat weder Sinn, noch ist Vandel unsinnig.", "Malerei ist Mittel zum Zweck und ist dennoch autonom") und macht die große Pathos-Welle ("die Zahl der Maschinenmenschen schwillt bedrohlich"). Wirklich überzeugend ist das nicht. Immerhin gehören geschätzte Maler wie Christian Rothmaler zur Vandel-Gruppe und so machte man sich Hoffnung, die Herren würden der Hamburger Malereilandschaft einen frischen Anstrich verleihen.
Vandelhalle: Blick in den 8. Salon kurz vor der Eröffnung (Foto: Oh No!)
Die Ausstellung "Nur Wahrheit – ehrlich, tod-sicher: Maske, Handschuh und Skelett – der 8. Salon zeigt Werke der Sammlung Kopp und weitere" im "8. Salon", des Vandels Atelier mit Showroom in St. Pauli, war intelligent angekündigt und entsprechend überlaufen. Die fünf Vandalen, überwiegend Absolventen der Hamburger Kunsthochschule, sind offensichtlich bestens verdrahtet: Kunsthistoriker Roberto Ohrt gehört zu ihren prominenten Fürsprechern. Eine Sammlung, der Arbeiten aller Beteiligten angehören und die darüber hinaus mit großen Namen von Albert Oehlen, Werner Büttner und Jonathan Meese bis Alberto Giacometti , Paul Cézanne und Lyonel Feininger auftrumpfen kann, ist clever. Der Schachzug Richtung Aufmerksamkeit war jedoch allzu durchsichtig und leider gelang wenig darüber hinaus. Problem 1: Die Arbeiten der Berühmtheiten hatten allenfalls durchschnittliche Qualität, durch die Bank mittelmäßige Zeichnungen. Problem 2: Die Werke der Idole wollten keine schlüssige Korrespondenz mit denen der Jugend eingehen. Der sinnfreie (bzw. weder sinnige noch unsinnige) Titel sprach Bände: Es gab einen großen Raum mit verschiedenfarbigen, klar abgegrenzten Wänden (aha, ein Salon!) und innerhalb des Rahmens eine Fülle rotziger Linienführung. Die in eben diesen Raum geblasene Frage, warum diese Form cool inszenierten Bad Paintings bzw. Drawings Jahre nach Meese und Butzer noch von Interesse sein soll, beantwortete der Abend nicht.
Nichts Neues! Kein Wandel von Vandel – ja selbst Rothmaler malt jetzt Penis-Bilder. Schade. Ein gut besuchtes Besäufnis, keine Aussicht auf Besserung.
Kommentare
Hey, zur Info: die 8. Salon Ausstellungen haben nichts mit VANDEL zu tun, ich zum Beispiel bin nicht Teil davon, Patrick Alt auch nicht. Der 8. Salon wird von Roberto Orth, Philipp Schwalb, Jannis Marwitz und Christian Rothmaler betrieben, das ist ein ziemlicher Unterschied...
Das Bild, welches du scheinbar von meinem Blog gerepostet hast, ist nicht währen der Eröffnung entstanden sondern während eines Ausstellungsbesuches - diese Ausstellung zeigte eine private Sammlung aus Süddeutschland glaube ich. Deine Kritik ist immer gut, nur tust du dem Vandel-Projekt unrecht, indem du es mit dem 8. Salon verknüpfst.
Viele Grüße, Henning
Lieber Henning, das Bild stammt von Deinem Blog, den Hinweis habe ich nachgetragen. Es zeigt die oben besprochene, vom 8. Salon präsentierte Sammlungsschau. Mit dabei waren u.a. Philipp Schwalb, Jannis Marwitz und Christian Rothmaler (alle Vandel). Aber Du hast vollkommen recht, weder Du noch Patrick Alt waren dabei. Meines Wissens veranstaltete die Vandel-Gruppe die Ausstellungen des 8. Salon. Das ist falsch. Vielen Dank für die Aufklärung! Bester Gruß, Anton