„…sich zu erfreuen
an dem Geschrei der Weiber.“
(Conan, der Barbar)
Diese Woche kommt mit „Conan – der Barbar“ die nächste Neuverfilmung eines Kinoklassikers aus den siebziger und achtziger Jahren in die Kinos. Man kann davon ausgehen, dass er der Trashschmonzette von 1982 wenig hinzufügen wird. Wie schon bei „Planet der Affen“, „Pink Panther“ oder demnächst bei „Dirty Dancing“ wird es nicht darum gehen, einem alten Stoff Aktualität abzugewinnen – keine jedenfalls, die über die Einbindung von 3D-Renderings hinausginge. Allenfalls in dem übergreifenden Hang zu Wiederholungen entdeckt man etwas vom Zeitgeist. Und so besehen spricht auch aus der aktuellen Ausstellung von Cordula Ditz in der Galerie Conradi viel Gegenwart.
an dem Geschrei der Weiber.“
(Conan, der Barbar)
Diese Woche kommt mit „Conan – der Barbar“ die nächste Neuverfilmung eines Kinoklassikers aus den siebziger und achtziger Jahren in die Kinos. Man kann davon ausgehen, dass er der Trashschmonzette von 1982 wenig hinzufügen wird. Wie schon bei „Planet der Affen“, „Pink Panther“ oder demnächst bei „Dirty Dancing“ wird es nicht darum gehen, einem alten Stoff Aktualität abzugewinnen – keine jedenfalls, die über die Einbindung von 3D-Renderings hinausginge. Allenfalls in dem übergreifenden Hang zu Wiederholungen entdeckt man etwas vom Zeitgeist. Und so besehen spricht auch aus der aktuellen Ausstellung von Cordula Ditz in der Galerie Conradi viel Gegenwart.
Vorweg zwei Worte zum Generalevent: Der „Rundgang“ der Hamburger Galerien, der vergangenen Freitag und Samstag die Eröffnungen von rund 20 Galerien aus der Admiralitätsstraße und dem Kontorhausviertel verband, litt leider daran, dass viele der interessanteren Galerien Hamburgs – WCW, GFLK, Dorothea Schlüter – außerhalb der beiden Hotspots liegen, in erster Linie aber an der kuratorischen Mutlosigkeit der teilnehmenden Galerien. Fast überall setzte man auf Bewährtes und Durchkalkuliertes: Melike Belir präsentierte ein weiteres Mal Hauskünstler Oliver Ross, von Philip Zaiser zeigte die Galerie Power eine der derzeit wohl unvermeidlichen Gruselpuppen-Installationen (vgl. Beer, Hirschhorn, Meese, Genzken), Sfeir-Semler tat sich mit der Produzentengalerie zusammen um viel Platz für die „Schönheit der ornamentalen Muster“ von Hoda Tawakol zu schaffen, daneben gab es Altbekanntes von F.C. Gundlach. Auch in der Galerie White Trash Contemporary war mehr retro als contemporary: Judy Linn zeigte Fotografien aus den Jahren 69 bis 76.
Die Arbeiten in der Galerie Conradi, die immerhin ein paar vielversprechende Künstler der jüngeren Generation im Programm hat (etwa den hier schon besprochenen Philip Gaißer), waren dagegen überwiegend aus dem Jahr 2011. Cordula Ditz arbeitet mit Video und Malerei, wobei die meisten ihrer Videos kurze Filmsequenzen aus Horrorfilmen collagieren und ihre Malereien in bewährter Bad-Painter-Manier meist poppige Claims und Songzitate auf großformatige Leinwände bringen. In den Kellerräumen wurde mit etwas Neonlicht und – auch hier – einer zur Wand gedrehten langhaarigen Schaufensterpuppe (die vermutlich die in den Videos zitierten weiblichen Rollenklischees der Horrorfilme aufgreift) sowie den im Raum hängenden Großformaten eine relativ schlüssige Verbindung dieser beiden Arbeitsweisen inszeniert. Rasch drängt sich jedoch die Frage auf, ob das von der Ausstellung ausgehende Unheimliche eigentlich zu ihren gewollten oder ungewollten Aspekten gehört. Gewiss sollen Puppe, Gittertür und das in den Videos geloopte Frauengekreische eine gewisse dämonische Stimmung beschwören. Unheimlich ist jedoch vor allem der poppige Anteil des künstlerischen Environments.
Dass die Verwendung von gesprühten oder rasch gepinselten Slogans sich unter zeitgenössischen Künstlern ähnlicher Beliebtheit erfreut wie beispielsweise die von Schaufensterpuppen, war schon auf der diesjährigen Venedig Biennale allzu offensichtlich: Russland, Deutschland, Schweiz – im rumänischen Pavillon zog dich die Spruchkette gar über sämtliche Videos und Bilder der Ausstellung. Zugleich ging von kaum einem der Sprüche irgendeine politische Vehemenz aus, mit Ausnahme des russischen Pavillons, der allerdings historische Positionen präsentierte. Die lautstarke Parole erfährt eine Renaissance, ohne dass sie noch konkreten politischen Anliegen Nachdruck verliehe. Auch bei Cordula Ditz sind die Sprüche offensichtlich der Kraft ihrer Anliegen beraubt. Sie wirken formelhaft, desillusioniert, zuweilen scheinen sie regelrecht von sich selbst gelangweilt. Diesbezüglich passen sie bestens in eine Zeit, deren kapitalistische Verfasstheit ein gesellschaftliches Klima formt, das Veränderungen nicht zulässt, aber ständig nach ihnen ruft: „Überall wird Veränderung verlangt, vorausgesetzt, dass sich nichts ändert.“ (Michael Scharang)
Der unheimliche Aspekt der Ausstellung von Cordula Ditz ist eben der, dass sich tatsächlich nicht das Geringste zu ändern scheint. Denn das Leerlaufen von Slogans aus dem medialen Alltag der Populärkultur ist ja kein Thema, das künstlerisch nicht schon vor 40 Jahren verhandelt worden wäre. Den Positionen etwa von Warhol und Basquiat, die Ditz hier mehrfach aufgreift und zitiert, wird nicht einmal formal irgendetwas hinzufügt oder anders eine Art von Zeitgenossenschaft entwickelt, die die Originale nicht selbst noch plausibel machten. Wenn die kurzen Loops von kreischenden Frauen, die Ausstellungsräume mit genau diesem Schrecken eines „rasenden Stillstands“ untermalen sollen: chapeau! Ich bin mir allerdings nicht sicher. Zu ungebrochen wirkt die Attitüde unterm Strich – zu lässig, zu arty, zu cool.
Kommentare
Dabei verändert sich gerade durch die Digitalisierung alles radikal. Bei uns in der Biologie waren früher Profs mit ihrem Wissen über 400 Pilzarten die Kapazitäten bis eben plötzlich über Genanalysen 1,3 Milionen auftauchten. Da sieht so ein Einzelhirn etwas verloren aus. Man stelle sich nur mal vor, die Taxonomie der Kunst würde mit der Systemkunst in die Ecke getrieben wie die klassische Biologie mit eben dieser Systembiologie vor sich hergetrieben wird.
Ich weiß nicht, was dieses ganze Retro/Reenactement soll. Scheinbar gibt es für junge Kunst heute nur die Option "Wiederholung wiederholen", bzw. Referenzspuren legen, Konzeptualismus demonstrieren (ungeachtet dessen, dass die "Vorbilder" unter völlig anderen Rahmenbedingungen handelten zu einer völlig anderen Zeit, HEUTE IST DAS NICHT MUTIG SONDERN STANDARD). Oder Malerei, oder "konzeptuelle" Malerei inkl. Wiederholung wiederholen. Macht denn niemand mehr mal was ganz anderes, eigenes? Wie frei ist diese Kunst noch, abgesehen von ihrer Oberfläche, und wieviel hat der Marktdruck/Institutionen-und-Gatekeeper-Druck damit zu tun? Argh!