„What do you need at a crime scene?
Soft eyes. If you got soft eyes, you can see
the whole thing. If you got hard eyes – you’re
staring at the same tree missing the forest.“
(William „Bunk“ Moreland, The Wire)
Das politische Potenzial künstlerischer Praxis ist zurückgekehrt in den Themenkreis der feuilletonistischen Öffentlichkeit. In puncto Aufmerksamkeit scheint Artur Żmijewskis Berlin Biennale bereits jetzt erfolgreicher als alle Fachkongresse, Themenhefte und -ausstellungen des vergangenen Jahres zusammen. Die Frage, wie „politische Kunst“ 2012 aussehen muss, ist nun bestens platziert, und das allgemeine Interesse in Erwartung einer Antwort Richtung Berlin gelenkt, wo die Biennale am 29. April eröffnet wird. Bis dahin warten muss man nicht, denn mit ihrer Werkschau des Niederländers Aernout Mik hat das Essener Folkwang Museum bereits zusammengetragen, was in Sachen „politischer Kunst“ heute State of the Art ist.
Aber noch mal zum Berliner Vorspiel: Mit Aussagen wie der, die Kunst habe mit ihrer Kommerzialisierung ihren öffentlichen Auftrag verspielt, trifft Żmijewski den Nagel ebenso auf den Kopf wie mit der Kritik an der sozialen „Mitleidsterminologie“ der Kunstwelt und dem „Opportunismus vermeintlich rebellischer oder provokanter Künstler“ (
vgl. Interview im aktuellen Magazin der Kulturstiftung). Die kuratorischen Konsequenzen, die er aus diesen treffsicheren Zustandsbeschreibungen zieht, scheinen zugunsten politischer Programmatik jedoch auf eine Art ästhetische Resignation hinauszulaufen. Bisher jedenfalls forciert die Berlin Biennale ausdrücklich Projekte, deren primärer Auftrag der direkte politischer Effekt ist. So erfüllte sich
im medialen Aufschrei der vergangenen Woche bereits der des
Sarrazin-Buchrecyclings von Martin Zet. Es ist zumindest zu vermuten, dass die ästhetische Erfahrung seiner im April folgenden Bücherinstallation eher seicht ausfallen wird.
Es mag ja als vereinzeltes künstlerisches Statement funktionieren, wenn Künstler die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel lieber einer konkreten und dezidiert politischen Aktion zuführen. Gelungen ist das Hans-Peter Feldmann 2007 bei der „Skulptur Projekte“ in Münster mit seiner WC-Anlage am ...
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