Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

HANNAH RATH: VOIIOV

Abseits Mini Super

4. März 2011 von Richard Pauli
In den Kasematten der Bahn, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Kunstverein und Deichtorhallen befindet sich die Galerie Mini Super. Ein Off-Projekt der charmanten Art. Die zwei Junggaleristen und Kunststudenten Fidel Morf und Johannes Wilde stießen durch jungenhafte Streunerei auf die drei kleinen Räume eines ehemaligen persischen Supermarktes, in denen sie seit Mai 2010 bereits sechs Ausstellungen organisiert haben. Dabei ist es ihnen wichtig, daß in ihrem Ausstellungsraum Einzelpositionen zum Zug kommen können, entgegen der beliebten 30-Künstler-in-einem-Raum-Shows. Strikt ist auch das grafische Konzept der Ausstellungsflyer, daß die beiden von dem noch erhalten Leuchtschild des Supermarktes übernahmen und nur in der Farbigkeit varieren.
Abbildung zu
Ausstellungsansicht: Hannah Raths "VOIIOV"
Unregelmäßig, aber immer mittwochs finden die einabendlichen Openings statt, zuletzt unter der Ankündigung: "Galerie Mini Super buchstabiert Hannah Rath zeigt VOllOV". Rath, Absolventin der HfbK Hamburg, ist bekannt für ihre zarten, typografischen Arbeiten. Für Mini Super fertigte sie eine Wandarbeit ... weiterlesen »

TJORG DOUGLAS BEER: PRINCESS UTOPIA

Puppenspielertricks

4. März 2011 von Niele Büchner
Tjorg Beer, der allseits umtriebige Künstler-Kurator-Netzwerker, zeigt neue Arbeiten in den neuen Räumen von „ph-projects“. Fielen seine vorherigen Collagen und Installationen oftmals durch einen betont trashigen (und nihilistischen) Gestus auf, gelingt ihm diesmal der Balanceakt zwischen theatraler Geste, thematischer Fokussierung und materialästhetischem Reiz. Unter dem Motto „princess utopia“ versammelt er zwei Werkgruppen: Collagen aus und auf Stoff sowie lasierte Keramikskulpturen. Die großformatigen Arbeiten bestehen aus mehreren Schichten Stoff inklusive aufgestickten Sprüchen oder Titeln wie „Princess Utopia“, „Black Swan Theorie“ und „Refuse“. Sie widmen sich dem Kingdom der Princes Utopia und sind mal mehr, mal weniger abstrakte jedoch zumeist recht gefällige Collagen. Vor allem die kleinformatigen Collagen sehen sehr hip aus – sind sie doch auf Stoffen aus modischen Caromustern platziert. Die Skulpturen stellen die männlichen Äquivalente zur Prinzessin dar: abgerockte, desillusionierte Jungs (Prinzen), zum Teil nackt, mit Farbe bespritzt bzw. mit Blut besudelt. Auf einer Platte mit rostigem Aussehen stehend und mit einer Fahne im Arm sehen sie aus wie auf einem Floß gestrandet. Assoziationen an frühe Skulpturen von Pia Stadtbäumer und die zerfledderten Kinderpuppen von Isa Genzken tauchen auf, die sie bei den „skulptur projekten münster 07“ gezeigt hat. Gemeinsam ist ihnen eine eigentümliche Mischung aus kindlicher Unschuldigkeit und deutlichen Zeichen von Verwahrlosung und Desillusionierung.
Tjorg Beer legt der Ausstellung eine eigens entwickelte ‚General’-Theorie zugrunde, die man verstehen kann oder auch nicht, die aber auf jeden Fall für intellektuelle Aufladung und vielfältige Verknüpfungsmöglichkeiten sorgt. Neben diesem theoretischen Überbau tut die Übersichtlichkeit und Klarheit des ... weiterlesen »

DÜSSELDORFMICHAL BUDNY: BETWEEN

Viel Lärm um fast nichts

2. März 2011 von Jonathan Wertheim
Wer Michal Budnys Ausstellung „Between“ betritt, bekommt selbst für Kunstvereinsverhältnisse wenig zu sehen – die wenigen Arbeiten kontrastieren kaum mit dem strengen Weiß des Austellungsraumes. Manche sind transparent, wie z.B. ein längliches Rechteck aus Klebefolie auf dem Boden, das nicht betreten werden darf, oder ein etwa 6 m² großes Feld aus senkrechten, leicht gelblichen Tesastreifen. Andere widerum – sei es eine feine weiße Schnur, schräg verspannt zwischen zwei sich gegenüber liegenden Wänden, oder eine graufarbige Pinselspur, in Fußleistenhöhe direkt auf die Wand gemalt – fallen auf den ersten Blick kaum auf, strukturieren und verändern den Raum jedoch auf subtile Weise.
Abbildung zu
Raumansicht von Michal Budnys "Between"
Alle arbeiten sind so arrangiert, dass sie den Raum in gewisser Weise „füllen“, jedoch ohne ihn zu dominieren. Die Tatsache, dass sie zum Teil regelrecht entdeckt werden müssen, lenkt die Wahrnehmung schnell auf Materialität des Ausstellungsraumes. Das Fehlen von den ... weiterlesen »

DÜSSELDORFDIE SÃO PAULO BIENNALE

Die verlorenen Kommentare

2. März 2011 von Anton Rohrheimer
„Man hat (…) möglicherweise,
an der ein oder anderen Stelle,
auch teilweise den Überblick verloren.“

(Karl-Theodor zu Guttenberg)

Sie kann einem beinahe Angst machen diese Ausstellung. Davor, dass es ewig so weiter geht, Generation für Generation, kein Ende, und jedes Platzen einer Blase wäre nicht mehr als ein kurzer Pausengong im Betriebsablauf.
Zunächst aber versprachen die beiden Künstler-Kuratoren Philipp Rühr und Henning Fehr mit der „Sao Paulo Biennale“ in den Düsseldorfer Ambach-Projekten (MAP) eine ironische Gegenrede zur eventfixierten ‚Global Art World’. Zumindest meinte man dieses Versprechen aus dem Titel herauszulesen und auch aus der illustren Mischung teilnehmender Künstler. Da trifft ein überwiegend konzeptioneller Düsseldorfer Akademienachwuchs auf bekannte Routiniers wie Rodney Graham, Thomas Schütte und Markus Lüppertz. Allein die Kombination der drei letztgenannten roch bereits nach Zündstoff und kuratorischem Wagemut. Doch wer sich zu einem Rundgang durch die schon von außen seltsam profillos erscheinenden Räumlichkeiten der MAP entschließt, dem legt sich der klaustrophobische Gedanke nahe, ob der jüngst so viel beschworene Postkonzeptualismus nicht einfach eine zum Begriff der Postdemokratie analoge Lesart verdiente: Als wäre er die verlogene Simulation vergangener Grundgedanken, ausgehöhlt vom leeren Geschwätz seiner Darsteller.
Abbildung zu
Viel versprechend: die Einladungskarte
Tatsächlich ist die Ausstellung eine relativ sinnfrei zusammengestellte Ansammlung von losem Kunstwerk – nicht die kleinste Linie ist erkennbar. Das konfuse Arrangement erinnert vielleicht noch an die Pragmatik eines Messebetriebs, hat aber rein gar nichts mit den Themenparks der Biennalen gemein ... weiterlesen »

KARLSRUHEMISCHA KUBALL: PLATON'S MIRROR

Platons Loft

25. Februar 2011 von Daniel Daher
Das Museum für neue Kunst in Karlsruhe zeigt Werke Mischa Kuballs unter dem Titel "Platon's Mirror". Die Präsentation leidet unter einem schwindelerregenden semantischen Overload, den die Kunst nicht aufwiegen kann. Die Ausstellung hat sogenanntes Projektraumformat, sie zeigt eine Installation, zwei Videos, vier großformatige Fotografien und eine Serie aus 42 CT-Aufnahmen von Fotoapparaten. Hauptstück der Präsentation ist ein schummriger, abgedunkelter Raum der von einer aufgehängten Silberfolie geteilt wird, die sich durch den Luftzug und die Bewegungen von Besuchern in ihrer Nähe ständig leicht bewegt. Einzige Lichtquelle im Raum ist ein Beamer unter der Decke, der auf die Folie gerichtet ist: Was er projiziert, ist kaum zu erkennen, weil die bewegliche Folie als Projektionsfläche das Bild bricht und verzerrt. Die Folie bewirkt eine Diffusität der Ausleuchtung, die an Nebelmaschinen denken lässt.
Der Bezug zum Höhlengleichnis ist irgendwie schon klar. Der Besucher kann die undeutliche Schattenwürfe an der Wand beobachten. Aber im Unterschied zum Gleichnis ist er ist nicht gefesselt, sondern kann sich frei bewegen und auch die Lichtquelle betrachten. Die Schatten ... weiterlesen »

HAMBURGVIDEOPANEL 2011 – HAUS/HOUSE

Technische Probleme

24. Februar 2011 von Benedikt Wolpers
Was ist der Unterschied zwischen Film und Video? Ist es ähnlich wie innerhalb der Musikdebatten zwischen U- und E-Musik unterschieden wird? Die Besucher_innen des diesjährigen Videopanels im krisengeschüttelten Altonaer Museum werden sich diese Frage vielleicht gestellt haben. Wo steht die Videokunst 2011 fragen widerum die Veranstalter_innen und werfen als Leitfaden den Begriff „Haus“ in den Raum. Die dreizehn teilnehmenden Künstler_innen haben sich dann auch mehr oder weniger damit beschäftigt, haben versucht sich mit dem Haus, dem Altonaer Museum, zu arrangieren. Ein schwieriges Unterfangen in den größtenteils braunen und grauen, mit Schiffsmodellen voll gestellten Räumen.
Den Anfang macht eine alte Arbeit von Guy Ben-Ner, die mittig und groß zwischen mit weißen Tüchern verhüllten Schiffsmodellen läuft. Ein Kommentar zu der verpackten Ikeawelt, in der sein Video stattfindet, oder eine Vorsichtsmaßnahme des Museums, um bei den Vorbereitungsarbeiten ... weiterlesen »