Was ist der Unterschied zwischen Film und Video? Ist es ähnlich wie innerhalb der Musikdebatten zwischen U- und E-Musik unterschieden wird? Die Besucher_innen des diesjährigen Videopanels im krisengeschüttelten Altonaer Museum werden sich diese Frage vielleicht gestellt haben. Wo steht die Videokunst 2011 fragen widerum die Veranstalter_innen und werfen als Leitfaden den Begriff „Haus“ in den Raum. Die dreizehn teilnehmenden Künstler_innen haben sich dann auch mehr oder weniger damit beschäftigt, haben versucht sich mit dem Haus, dem Altonaer Museum, zu arrangieren. Ein schwieriges Unterfangen in den größtenteils braunen und grauen, mit Schiffsmodellen voll gestellten Räumen.
Den Anfang macht eine alte Arbeit von Guy Ben-Ner, die mittig und groß zwischen mit weißen Tüchern verhüllten Schiffsmodellen läuft. Ein Kommentar zu der verpackten Ikeawelt, in der sein Video stattfindet, oder eine Vorsichtsmaßnahme des Museums, um bei den Vorbereitungsarbeiten für die Wahlparty der Linkspartei keine unbezahlbaren Modelle zu beschädigen? Das Video selbst zeigt sloganhafte Familiensituationen, gedreht vor einer idealtypischen Ikeakulisse inklusive Preisschilder. Der Einstieg ins Video fällt schwer. Das liegt zum einen an der hölzernen Spielweise der Videopersonen (in dem Falle Ben-Ners tatsächliche Familie) und zum anderen an der Video-, Ausstellungsraumsituation zwischen Zwielicht und zu leisem Ton.
Im Grunde genommen könnte man annehmen, die eingangs gestellte Frage, was Video und was Film sei, erschöpfe sich darin, dass Videokunst keinen technischen Gesetzen unterliegt, keinem Spannungsbogendiktum, keiner Notwendigkeit einer für die Betrachtenden sinnvoll stringenten Narration, denn Galeriepublikum sei um einiges härter im Nehmen als die unterhaltungssüchtigen Kinobesucher_innen. Diese technischen Mängel in der Präsentation und bereits in der Aufnahme ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Und es sind eben diese Mängel, die hier exemplarisch an dieser Ausstellung, doch meines Erachtens oftmals das größte Problem der Kunstwelt offenbaren: gelangweiltes Publikum. Und das nicht als Effekt einer großangelegten kritischen Hinterfragung von Aufmerksamkeitskurven der Besucher_innen oder des obligatorischen Visualprimats, sondern vielleicht auch aus einem nicht mehr ganz zeitgemäßen Kunstverständnis heraus, dass das, was Künstler machen, per se Kunst sei und somit sich selbst genug. Dass sich die Besucher_innen bei einem 30 minütigen Video nach drei langen Minuten gelangweilt abwenden, weil es so gar nicht auf sie zukommen will, der Ton nicht zu hören sein will, und „über was es ist“ sich so gar nicht zeigen möchte, sollte als Problemstellung erste Priorität innehaben.
Im Grunde genommen könnte man annehmen, die eingangs gestellte Frage, was Video und was Film sei, erschöpfe sich darin, dass Videokunst keinen technischen Gesetzen unterliegt, keinem Spannungsbogendiktum, keiner Notwendigkeit einer für die Betrachtenden sinnvoll stringenten Narration, denn Galeriepublikum sei um einiges härter im Nehmen als die unterhaltungssüchtigen Kinobesucher_innen. Diese technischen Mängel in der Präsentation und bereits in der Aufnahme ziehen sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung. Und es sind eben diese Mängel, die hier exemplarisch an dieser Ausstellung, doch meines Erachtens oftmals das größte Problem der Kunstwelt offenbaren: gelangweiltes Publikum. Und das nicht als Effekt einer großangelegten kritischen Hinterfragung von Aufmerksamkeitskurven der Besucher_innen oder des obligatorischen Visualprimats, sondern vielleicht auch aus einem nicht mehr ganz zeitgemäßen Kunstverständnis heraus, dass das, was Künstler machen, per se Kunst sei und somit sich selbst genug. Dass sich die Besucher_innen bei einem 30 minütigen Video nach drei langen Minuten gelangweilt abwenden, weil es so gar nicht auf sie zukommen will, der Ton nicht zu hören sein will, und „über was es ist“ sich so gar nicht zeigen möchte, sollte als Problemstellung erste Priorität innehaben.
Als positives Beispiel in dieser Hinsicht kann man innerhalb des diesjährigen Videopanels Corinna Schnitts Arbeit „Das schlafende Mädchen“ von 2001 nennen. In den rotgestrichenen Gemäldezimmern des Museums stemmt sich der Film in die Aufmerksamkeit der Betrachter_innen. Diagonal in den Raum gespannt zeigt die Leinwand langsame Kamerafahrten über eine beispielhafte BRD Neubausiedlung der späten neunziger Jahre. Das Rot der Räume im Museum findet hier in den Satteldächern sein Spiegelbild. Die Kamera verweilt auf eben jenem Gemälde, „Das schlafende Mädchen“ von Vermeer. Das Telefon klingelt, ein Mann am Anrufbeantworter. „Frau Schnitt möge den Kugelschreiber nicht zurückschicken. Es gäbe sowieso noch viele Fragen und es könne ja auch noch mal über die Sache mit der Versicherung gesprochen werden...“
Die Kamera bewegt sich wieder, bringt Distanz zwischen sich und das Mädchen, dem Haus, der Siedlung. Ein Modellboot treibt auf dem Kanal.
Die Liste der Probleme mit der Kunst ist lang und wird von dieser Ausstellung tendenziell eher erweitert als verkürzt. Dennoch oder gerade deshalb ist diese Ausstellung einen Besuch wert. Vielleicht auch nur, um das angeschlagene Museum zu unterstützen.
Kommentare
Künstler_innen, Schreibstil_draussen
Schöner Text.
@ Kort: Gender-Verweigerer sind okay, Besserwisser mit falscher Rechtschreibung nicht.
rechtschreibbesserwisser rock on!
der große deutsche rechtschreibtest by RTL2 http://www.rtl2.de/73350.html
Und dann zogen sie sich langsam die Samthandschuhe aus und warfen sie sich nacheinander in Zeitlupe vor die Füße.
Währenddessen in Japan: Kernschmelze.jpg