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TJORG DOUGLAS BEER: PRINCESS UTOPIA

Puppenspielertricks

4. März 2011 von Niele Büchner
Tjorg Beer, der allseits umtriebige Künstler-Kurator-Netzwerker, zeigt neue Arbeiten in den neuen Räumen von „ph-projects“. Fielen seine vorherigen Collagen und Installationen oftmals durch einen betont trashigen (und nihilistischen) Gestus auf, gelingt ihm diesmal der Balanceakt zwischen theatraler Geste, thematischer Fokussierung und materialästhetischem Reiz. Unter dem Motto „princess utopia“ versammelt er zwei Werkgruppen: Collagen aus und auf Stoff sowie lasierte Keramikskulpturen. Die großformatigen Arbeiten bestehen aus mehreren Schichten Stoff inklusive aufgestickten Sprüchen oder Titeln wie „Princess Utopia“, „Black Swan Theorie“ und „Refuse“. Sie widmen sich dem Kingdom der Princes Utopia und sind mal mehr, mal weniger abstrakte jedoch zumeist recht gefällige Collagen. Vor allem die kleinformatigen Collagen sehen sehr hip aus – sind sie doch auf Stoffen aus modischen Caromustern platziert. Die Skulpturen stellen die männlichen Äquivalente zur Prinzessin dar: abgerockte, desillusionierte Jungs (Prinzen), zum Teil nackt, mit Farbe bespritzt bzw. mit Blut besudelt. Auf einer Platte mit rostigem Aussehen stehend und mit einer Fahne im Arm sehen sie aus wie auf einem Floß gestrandet. Assoziationen an frühe Skulpturen von Pia Stadtbäumer und die zerfledderten Kinderpuppen von Isa Genzken tauchen auf, die sie bei den „skulptur projekten münster 07“ gezeigt hat. Gemeinsam ist ihnen eine eigentümliche Mischung aus kindlicher Unschuldigkeit und deutlichen Zeichen von Verwahrlosung und Desillusionierung.
Tjorg Beer legt der Ausstellung eine eigens entwickelte ‚General’-Theorie zugrunde, die man verstehen kann oder auch nicht, die aber auf jeden Fall für intellektuelle Aufladung und vielfältige Verknüpfungsmöglichkeiten sorgt. Neben diesem theoretischen Überbau tut die Übersichtlichkeit und Klarheit des weißen Raumes den Arbeiten gut. Mit der Mischung aus Verstörung und Gefälligkeit schafft es Tjorg Beer in dieser Ausstellung einmal mehr sein Gespür für aktuelle Trends und Sammlervorlieben unter Beweis zu stellen.

Kommentare

#1) Am 4. März 20:09 um Uhr von David Hume

Mhh..

schaut sehr nach einer Mischung von Gert/Uwe Tobias und Folkert de Jong aus.

Also sehr zeitgeistig...wie auch immer man das dann auffassen möchte.

vg Hume

#2) Am 6. März 20:09 um Uhr von fritz

wer sind die denn?

#3) Am 6. März 20:10 um Uhr von David Hume

..das ist im Grunde wuppe. Man kann alles in einen Topf schmeissen. Schaut alles gleich aus. Das macht es ja so aktuell wie langweilig. Diese trash-ich-bin-schnell-gemacht-aber-trotzdem-wichtig-Ästhetik nervt sogar langsam.

Aber ohne die Ausstellung jetzt in Persona gesehen zu haben, ist das natürlicht ein vorrübergehendes und vielleicht auch ungerechtes Urteil. Die Möglichkeit eines Schnellschußes möchte ich jetzt nicht ausschließen. Ein Foto ist tatsächlich zu wenig für ein differenziertes Urteil, ne^^

vg Hume