Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

Lesezirkel

Die Presseschau für Kunst und danach


#7) Presseschau vom 31. August 2011

Nach Zeit und Welt entdeckt auch Artnet den Kurator als Trendberuf der Stunde. Auch dort darf Hans-Ulrich Obrist nicht fehlen. Er sei jedoch mehr für seine Interviews und Publikationen bekannt als durch ihn verantwortete Ausstellungen: „Ihn deshalb als Kritiker oder Autor zu bezeichnen, würde die Sache aber nicht treffen, denn einen nennenswerten monografischen oder thematischen Aufsatz hat Obrist nie verfasst.“ Georg Imdahl berichtet vom anstehenden Wechsel im Kölner Ludwig Museum: Auf König folgt Kaiser. Die FAZ spricht etwas gelangweilt über französische Gegenwartskunst in Karlsruhe und das Kunstforum war in Venedig.

#6) Presseschau vom 24. August 2011

Vonhundert betreibt Aufarbeitung in Sachen „Based in Berlin“. Barbara Buchmaier und Christine Woditschka etwa finden: „Die Based-Schau ist der Prototyp von immer mehr derzeitig stattfindenden Ausstellungen, ganz ungeschminkt, locker, ungeniert, einfach so, selbstverständlich: Die Politik profiliert sich, die jungen KuratorInnen professionalisieren sich, die jungen KünstlerInnen zeigen sich in geschäftig-neurotischer Berufstätigkeit, 500-Euro-Bohemians made in Berlin.“ Raimar Stange veröffentlicht seinen Emailverkehr mit den Organisatoren, die freundlich von dem Umstand ablenken, dass der Schau ein schriftliches Konzept fehlt. In der Zeit spekuliert Tobias Timm über die Folgen von Spekulationen. Alexandra Wach war für Artnet im Kölner Ludwig und suchte in „Werkgruppen, die mit wenig inspirierendem Sinn für offensichtliche Zusammenhänge ausgebreitet werden, vergeblich nach neuen Einsichten.“

#5) Presseschau vom 19. August 2011

In der Welt macht sich Julian Heynen Gedanken zum Für und Wider der Kuratorenrolle. Artnet gratuliert Hans Haacke zum 75. Geburtstag. Auch die Frieze hat Geburtstag und erinnert sich an die Zeit ihrer ersten Ausgabe, when „google was still a word in books by Douglas Adams.“ Monopol-Chefredakteur Holger Liebs macht jetzt auf Giovanni di Lorenzo und präsentiert seine Themen im persönlichen Webvideo. Art spricht mit Ellsworth Kelly, unter anderem zu seiner ersten Ausstellung in New York: „Die Galerien Janis und Parsons waren auf demselben Stockwerk. Janis zeigte Arbeiten von Franz Kline. Die Galerie war dermaßen überfüllt, dass ein Kurator bei Parsons vorbeischaute. Er ist der einzige Mensch, den ich kenne, der meine erste Ausstellung gesehen hat.“

#4) Presseschau vom 11. August 2011

Theater heute fragt diesen Monat, wer denn der bessere Kapitalist ist: das Theater oder die Kunst? Till Briegleb findet die naheliegende Antwort. Für die Camera Austria war Tobias Zielony Gastredakteur eines Themenhefts zum Dokumentarischen als politische Praxis. Zeit Online wundert sich über die unterschiedliche Wertschätzung der Graffiti von Banksy und OZ und hat sich offenbar die Mühe gemacht, die des Letzteren im Hamburger Stadtraum zu zählen: „120.000 Stück sollen es sein“. Die FAZ hat das erste Interview gelesen, das Ai Weiwei nach seiner Inhaftierung ausgerechnet der Global Times gab. Und Monopol lässt Maler Armin Boehm zu den Krawallen in London fantasieren: „Die Medizin ist ja längst der Überzeugung, dass wir in einem Zustand leben, der unserer Konstitution als Mensch sowohl physisch als auch psychisch widerspricht.“ Ohje.

#3) Presseschau vom 5. August 2011

Peter Pillers aktuelle Ausstellung im Braunschweiger Kunstverein bespricht Maik Schlüter für die Taz. In seiner Kritik zu Didi-Hubermans Aby-Warburg-Ausstellung in Karlsruhe kommentiert Jörg Scheller den intellektuellen Künstlerforscher: "Ähnlich wie in der Renaissance, als die Künstler fleißig euklidische Geometrie studierten und kluge Traktate verfassten, ersucht der jüngere Typus des fremd- und schlagwortgewandten Forschungskünstlers Zugang zu höheren Gesellschaftsschichten." Artefakt fragt: Ist jeder Künstler ein Kurator? Und zu Tomma Abts in Düsseldorf stellt Georg Imdahl fest: "Das ist als Materialbasis dünn und jedenfalls zu wenig für einen Auftritt in der Kunsthalle."