Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

Lesezirkel

Die Presseschau für Kunst und danach


#12) Presseschau vom 7. Oktober 2011

Wenig begeistert zeigt sich Thomas Groetz auf Artnet von der Ausstellung Kunst & Philosophie im Neuen Berliner Kunstverein: „Simpler kann man Denken als philosophische Disziplin wohl kaum illustrieren.“ Die FAZ attestiert der Peking Biennale einen schmerzlichen Grundton und weiß zu berichten, dass „in Pekinger Mittelschichtenfamilien heute auch das Künstlerdasein als einträgliche Karriere (gilt)“ Die Süddeutsche Zeitung findet die Londoner Richter-Ausstellung übervorsichtig und didaktisch, glaubt aber auch zu wissen, dass Richters RAF-Zyklus „für die bundesrepublikanische Endzeit so epochal (ist) wie Die Erschießung der Aufständischen von Francisco de Goya für Spanien im frühen 19. Jahrhundert.“ Bei Art berichtet Birgit Sonna von einem schaurigen Event im Hause Elmgreen & Dragset und scheint ein wenig geblendet von dessen Celebrity-Dichte.

#11) Presseschau vom 1. Oktober 2011

Bei Artnet verleiht diese Woche Ludwig Seyfarth seinem Überdruss am referenziellen Recycling Ausdruck, wie es vor allem der Brite Jonathan Monk betreibe: „Außerhalb des Kunstbetriebs dürfte kaum jemand seine Anspielungen verstehen. Solche Referenzspiele erinnern an die ikonografischen Spitzfindigkeiten, an denen sich die gelehrten Liebhaberkreise der Renaissance erfreuten.“ Die Kaderschmiede der schalen Postkonzeptualisten hat er auch ausgemacht: die Städlschule Frankfurt. Nach seinem Besuch in der Neuen Nationalgalerie schwelgt Niklas Maak in der FAZ: „Kaum ein anderer Künstler der Gegenwart verändert die Bildtradition des menschlichen Porträts zurzeit so grundlegend wie Taryn Simon“. Ihr Auftritt in Berlin sei nicht nur deshalb eine „der wichtigsten Ausstellungen des Jahres“ Zur Verleihung des Preises der Nationalgalerie sei noch ein älterer Artikel von Ingo Arend empfohlen. Der maunzte bereits vor zwei Wochen in der Taz, der Handyfilm des Gewinners Cyprien Gaillard langweile mit einem Déjà-vu-Effekt.

#10) Presseschau vom 23. September 2011

Im Tagesspiegel schildert Kai Müller das geschlossene Netzwerk des Berliner „Kartells der glorreichen Sieben“, bestehend aus den „Galerien Neugerriemschneider, Neu, Schipper, Klosterfelde, Meyer Riegger, Kamm und neuerdings Zak-Branicka – die Gesellschafter der A-Z GbR, von der Gallery Weekend und ABC veranstaltet werden.“ Monopol liefert eine etwas dünn geratene Übersicht über die deutschen Kunsthochschulen und lässt einige ihrer Lehrmeister zu Wort kommen. Professorin Monica Bonvicini mimt den harten Hund: „Ich will, dass sie (die Studenten) richtig bauen, Bildhauerei machen und nicht klein und still dasitzen und Toilettenpapier in die Ecke knüllen.“ Die Zeit stellt die Internetplattform ArtLeaks vor, eine Beschwerdestelle für die Kunstszene, die aber im Gegesatz zum Vorbild Wikileaks ihre Whistleblower nicht anonymisiert. Die Argumentation: „Die Kunstszene ist so klein, dass man sie sowieso finden würde.“ In der aktuellen Ausgabe spricht Hanno Rauterberg mit Daniel Richter, der „nicht quengeln“ will, „schließlich verdiene ich ja gut an dem ganzen Kunstboom. Und doch ist es recht unappetitlich, dieses Neohöfische“ Unappetitlich? Na dann.

#9) Presseschau vom 14. September 2011

Im neuen Merkur arbeitet Christian Demand an der Entmystifizierung der Kunstakademie. So werde bei Klassenbesprechungen „ein offenbar durch unzählige Wiederholungen mühevoll eingeübter […] Idiolekt gesprochen, dessen Hauptfunktion darin besteht, dem eher schlichten Abtausch individueller Zustimmungs- oder auch Missfallensäußerungen die Aura eines Expertengesprächs zu verleihen.“ Ein weiterer Beitrag zur Entmystifizierung im Merkur, nämlich von Ingo Meyer, der behauptet: „Soll man Martin Kippenberger einen Gehalt abgewinnen, führt kein Weg daran vorbei, ihn mit dem einschlägigen postmodernen Theoriegut aufzumontieren – Periodika wie Spex und Texte zur Kunst haben willig assistiert.“ In der Kunstzeitung schreibt Wolfgang Ullrich einen Kommentar zur Konsumkultur. Die aktuelle Frieze d/e widmet sich dem „Sockelproblem“, redet mit Bruce Nauman und findet Florian Pumhösls Ausstellung im MUMOK „ärgerlich“. Ralf Schlüter und Daniel Boese waren für Art auf der Abc und konstatieren: "Es braucht mehr als Coolness."

#8) Presseschau vom 7. September 2011

Nach einem eher braven Kunstforum zum Thema Sammler bringt Texte zur Kunst jetzt den kritischen Gegenentwurf mit Texten von Andrea Fraser, Niklas Maak und Steffen Zillig. Art unterhält sich mit Künstler und Generation-X-Autor Douglas Coupland, der schon mal Parolen für das 21. Jahrhundert sammelt, etwa diese: „Eine voll vernetzte Welt braucht keine Mittelschicht.“ Bei Artnet vermisst Michael Mayer von Art & Agenda, einer neuen Anthologie zu politischer Gegenwartskunst, Antwort auf die Frage: „What are public things, res publicae? A republic?“ In der Vice spricht Martin Eder über Black-Metal und Nahtoderfahrungen. Auch Die Welt befragt einen Maler zu seinem Verhältnis zur Musik – Daniel Richter, der zur Vernissage seiner aktuellen Hannoveraner Ausstellung gesteht: „Meine größte Sorge war: Hoffentlich kommen die Scorpions nicht!“