Die aktuelle Ausstellung im Echoraum der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Soviel Zeit muss sein.) hat sich in blockig gestreckter Type auf die Fahne geschrieben, „vom Photo“ zu sprechen. Das tut sie, zweifellos. Der proklamierte Anspruch jedoch bleibt so unklar wie überambitioniert. Dazu sei der letzte Abschnitt des einleitenden Wandtextes zitiert (für den gesamten Text bitte das Foto anklicken):
„Die Arbeiten der ausgewählten 21 Künstlerinnen und Künstler nähern sich den Problemen der Fotografie als Kunst, ohne sich auf eine vorbestimmte Fluchtlinie zu verpflichten. Die Ausstellung beschwört keine Haltung zur Fotografie. Sie dokumentiert stattdessen scharfe und unscharfe Perspektiven auf künstlerisches Arbeiten. Darin entsagt sie dem Halt eines Faktums oder einer Institution Fotografie. Vielleicht dient das Bild als Ausgangspunkt, als Mittel und Weg, aber die Arbeit muss nicht mit dem Bild enden. Die Fotografie mag auf Abwegen sein, aber auf diesen könnte sie sich neu bestimmen.“ Ja, richtig. Bei einem so weitgesteckten Feld ist die Wahrscheinlichkeit natürlich gering, dass etwas nicht abgedeckt wird – bei soviel Offenheit stellen sich keine Brüche oder Inkonsequenzen ein. Es könnte sogar sein, dass sich infolgedessen eine Art Querschnitt dessen abbildet, was im Jahr 2011 in Akademieklassen für künstlerische Fotografie so angestellt wird. (Man beachte den Konjunktiv.) Trotzdem – oder vielleicht genau deswegen – finden sich unter den Exponaten neben viel Durchschnittlichem und Merkwürdigem sehr sehenswerte Arbeiten. Der trockene Konzeptualist G. Leddington versetzt zwei Diaprojektoren in ein inniges Zwiegespräch und markiert dabei den radikalen Pol der medienreflexiven Fraktion innerhalb der Ausstellung.
Antje Günther, einzige (!) weibliche Ausstellerin von 21, fasst den reflexiven Rahmen weiter, ohne dabei weniger radikal zu werden. Sie kommentiert ihre Fotografien von urbanen Konstellationen zwischen Systematik und Kontingenz in einer zweiten Bildebene: grafische Linien, Indices und Textfragmente aus Wissenschafts-, Erkenntnis- und Bildtheorie befragen die Fotografie und das, was sie abbildet, in gleichem Maße und gleich intelligent.
Trotzdem – oder vielleicht genau deswegen – ist es schade, dass eine solche Ausstellung, verbunden mit musealen Ehren und Katalog bei Walther König, als zusammengeschmissenes Allerlei verkommt, anstatt eben gerade eine feine Selektion, eine Haltung, eine Fluchtlinie zu markieren. Zwar führen auch viele Abwege nach Rom – manche führen aber auch nur in die Pampa.
Kommentare
Guter Artikel! Die Pampa von der du sprichst, ist dann vielleicht doch nur der Nebel des Noch Nicht Erkennen können. Und weil nach Rom eh keiner mehr will, ist das gut so. Die Ausstellung ist in ihrer Komplexität schwer zu fassen, und das will diese auch gar nicht. Danke für den einizigen (!) Artikel zur Ausstellung. Die Welt ist einfach so ungerecht...
Soll das bedeuten, dass die Pampa in der Zukunft rückblickend legitimiert wird und Komplexität um ihrer selbst willen erzeugt wird?