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BERLIN ANGST. MACHT. RAUM. TEIL III

Macht Macht Angst?

11. Mai 2011 von Niele Büchner
Die Gruppenausstellung "Angst. Macht. Raum. Teil III" ist leider letzten Sonntag zu Ende gegangen, doch das behandelte Thema hat ungeminderte Aktualität, weshalb hier ausnahmsweise einmal rückblickend kritisiert wird. Im großzügigen Raum des Kunstvereins "artitude" im ehemaligen Senatsreservespeicher werden drei Videoarbeiten von Klaus vom Bruch, Niklas Goldbach und Korpys/Löffler gezeigt, die formal sehr unterschiedlich aufgebaut, jedoch thematisch sehr gut aufeinander abgestimmt sind, denn in allen drei Filmen geht es um die Inszenierung von Macht.
In der Arbeit "The Nuclear Football" von Korpys/Löffler werden Aufnahmen vom Besuch des damaligen US-Präsidenten George W. Bush 2002 in Berlin gezeigt, die die bedrückende Langeweile und Steifheit der an diesen Besuch anknüpfenden Sicherheitsvorkehrungen, Begrüßungszeremonien und Militärparaden einfangen. Nicht die kurzen aber ewig gleichen Fernsehaufnahmen sind zu sehen, sondern die Hintergründe und Nebenschauplätze der Machtinszenierung bei einem Staatsbesuch. In der Arbeit "TEN" von Niklas Goldbach geht es ebenfalls eher steif zu, doch ist der Kontext ein gänzlich anderer: gezeigt werden zehn gleich aussehende Versionen eines Mannes und deren alltägliche Handlungen in einem vom Reichtum (und Anonymität) strotzenden Appartement. Auch hier werden die ausgeführten Gesten in ihrer Wiederholung zu leeren Gesten der Macht. Im dritten Beitrag der Ausstellung hat Klaus vom Bruch in "Das Schleyerband I/II" auf zwei Monitoren Fernsehbilder zusammengeschnitten, die aus der Zeit des Heißen Herbstes 1977 stammen und einen Einblick in die damalige staatliche Machtsymbolik sowie die Form der Berichterstattung über diese geben.
In den für Videoausstellungen prädestinierten Räumen wirkt die Präsentation konzentriert aber unspektakulär, was dem Thema gut tut. Die Auswahl unterschiedlicher Kontexte wirkt dabei nicht disparat, sondern ermöglicht Reflexionen über den zeitlichen Wandel von Macht und ihrer Inszenierung. Das scheint in einer Zeit, in der über die Veröffentlichung der Fotos des getöteten Osama bin Laden ebenso diskutiert wird, wie über die Selbstinszenierung eines Muammar al-Gaddafis die Köpfe geschüttelt werden, umso aktueller.