Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

BREMENKEVIN DRUMM & THOMAS ANKERSMIT: REM KONZERT 80

Klangwucht im White-Cube

13. März 2011 von Adriane Kerkhoff
Wenn in der Reihe elektronische Musik (ReM) ein Konzert stattfindet, kann man davon ausgehen, dass der Abend einen weiterbringt – indem er das Verständnis für komplexe musikalische Strukturen erhöht, oder etwa Gemälde in Bild-Ton-Zusammenhänge setzt, die uns einen tieferen Blick auf die Arbeit ermöglichen. Auch diese 80. Ausgabe, nach dem letzten Performance-Abend in einer schmutzigen Lagerhalle, jetzt in der sterilen Atmosphäre des Museums, erfüllte diesen hohen Anspruch voll. Tiefe Drone-Töne, elektronisches Bordun-Brummen wie von einer gigantischen Klangschale, gingen tief bis in den Magen und zentrierten die gesamte Konzentration genau dort. So erzeugte der niederländische Installationskünstler und Experimentalmusiker Thomas Ankersmit durch erschütternde, eintönig bis ins Mark dringende Klänge einen der seltenen Momente des Ganz-in-sich-seins. Erst später wurden bewusste Gedankenspiele wieder verlangt und aktiviert, als Ankersmit seine feinen Toncollagen mit Hilfe zahlreicher elektronischer Geräte in verschiedene Winkel des Raumes entließ.
So zieht sich ein heller, synthetischer Ton wie der eines Bohrers durch den oberen Teil des musealen White-Cubes, später setzt Ankersmit sein berühmtes, über Verzerrer dunkel und erdig klingendes Saxofon ein, bläst mit voller Konzentration tiefe, rhythmische Basstöne, die den gesamten Raum erfüllen. Nach 20 Minuten kommt der Cut: ein letzter, fast fanatischer Seufzer, dann wieder die Wucht der absoluten Stille des nächtlichen Museums. Neben Ankersmit spielte auch die Chicagoer Experimental-Größe Kevin Drumm. Vor wenigen Tagen noch überlaut im Berghain, präsentierte er in diesem kleineren Kreis düstere Noise-Klanginstallationen mit Laptop und analogen Synthesizern. In Kombination mit den ausgestellten großformatigen Gemälden Achim Bertenburgs, die den Blick der Betrachter durch abstrakte schwarz-graue, weiche Pinselstriche in neblige Tiefen ziehen, konnten die eindringlichen Tonarbeiten beider Künstler eine äußerst starke Wirkung entfalten. Die ReM hat sich durch dieses Konzert erneut als Highlight in der Bremer Kunstszene bewiesen und macht Vorfreude auf die nächste Ausgabe im Mai, dann in der St. Stefani-Kirche.