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BREMENDÖRTE BEHN: NEUE RÄUME

Gewebter Raum

15. April 2011 von Adriane Kerkhoff
Dörthe Behn überträgt Räumlichkeit, etwa die ihres Ateliers in Berlin, auf Grundrisszeichnungen, abstrahiert und verfremdet diese und setzt sie als Modelle aus Graupappe zurück in die Dreidimensionalität. So kann man, wenn man durch einen schmalen Schlitz in einem grauen Kasten sieht, einen langen Flur und die angelehnte Ateliertüre sehen, was einen interessanten Alice-im-Wunderland-Effekt auslöst. Es geht Behn dabei um Genauigkeit, also darum, ihre Ideen möglichst akkurat umzusetzen. Ihre kubischen Objekte sind zugleich abstrakt und streng mathematisch, filigran und akkurat geometrisch.
Behns Stoff-Skulpturen, die bereits in Kyoto und Großbritannien ausgestellt waren, sind abstrakte Gebilde aus transparent gearbeitetem Leinen. An Nylonfäden schweben sie im großen, hellen Raum. Bei genauerer Betrachtung wird schnell deutlich, dass die ineinander verschachtelten Stoffbahnen geometrische Figuren ergeben und sich quadratische Flächen ineinander schieben. Dörte Behn zelebriert Genauigkeit und verbindet eine verspielte, fragile Leichtigkeit mit der Rationalität der Mathematik. Etwa die Arbeiten „Neuer Raum I und II“ offenbaren je nach Blickwinkel neue Schattenspiele und Ebenen, sind aber neben ästhetischen Figuren auch eine Anlehnung an die mathematische Mengenlehre, denn die einzelnen Kammern der Objekte haben gemeinsame Berührpunkte und Schnittmengen. Diese Körper entstehen nach langen Planungsphasen, mathematischen Berechnungen und dem Einsatz von Modellen mit architektonischer Genauigkeit. Dann webt Behn ihre Objekte am Flachwebstuhl aus einem Stück - ohne Nähte oder Klebestellen. Es soll alles aus einem Guss sein, von der Idee zur Verwirklichung im selbst eng gesteckten Rahmen, bis zur aufwendigen Realisierung der geometrischen Formen. So bedient sich die Künstlerin einer traditionellen Technik, um hochkomplexe räumliche Strukturen aufzubauen. Im sonst eher auf Kunsthandwerk spezialisierten Focke-Museum sind die Arbeiten Dörthe Behns eine Wohltat. Als alleiniger Besuchsgrund reicht die Ausstellung aber wohl nur dem, der sich für Genauigkeit und formschöne Objekte begeistern kann.