Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

HAMBURGINDEX 2010

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7. November 2010 von Anton Rohrheimer
Die Index-Ausstellung ist eine Verkaufsveranstaltung, man besucht sie ohne größeren Anspruch. Selbst nicht vorhandene Ansprüche aber können enttäuscht werden, wie ich am Donnerstag bei der diesjährigen Veranstaltung im Kunsthaus feststellen durfte. Die Organisatorin Elena Winkel, die die Hamburger Talentshow wohl nicht zuletzt als heimliches Casting für ihre Galerie gegründet hat, versteht es, ein buntes Colorado für entweder unerfahrene oder besonders risikofreudige Sammler zusammenzustellen. Vom Kunst-Schnäppchen kurz vor Weihnachten konnte in diesem Jahr nicht mehr wirklich die Rede sein. Zwei gelangweilte Mikado-Suchbilder auf Fotopapier (3 Ex. + 2 AP) erhielt, wer 2400 Euro dafür zahlen mochte – den etwas aufgeblasenen Titel "Constructed Happening" gab es gratis dazu. Diese und die drei übrigen Arbeiten von Nina Hollensteiner gehörten trotzdem zum Interessantesten, was die Jugendmesse zu bieten hatte. Es gab sonst kaum Anhaltspunkte für größere Ambitionen, was vor zwei, drei Jahren noch nicht in diesem extremen Ausmaß der Fall war. Dieses Jahr aber durchmischte Winkel die Schau sogar mit Positionen, die als gereifte Hobbykunst ohne weiteres durchgehen würden. Da wollte man nicht mal mehr aufs Namensschildchen, sondern einfach nur noch wegschauen.
Abbildung zu
Auf dem Index: Patchwork von Kathrin Wolf (Detail)
Schlimm ist das alles nicht und aus Winkels Sicht nur richtig und ökonomisch geboten. Index war immer eine Verkaufsausstellung, die entsprechend mit kleineren Kunstmessen, etwa der Hamburger "HanseArt", zu vergleichen wäre. Dann müsste man auch fairerweise zugestehen, dass Index da im Schnitt noch um einiges frischer ist. Allerdings versucht Winkel ihren Index in diesem Jahr mit einem "Kunstpreis" nachträglich zu einer nobilitieren und hat dafür sogar ein paar recht prominente Namen aus dem Hamburger Netzwerk gewinnen können. Die halten jetzt als Juroren her und freuen sich, die Hamburger Kunst zu "fördern". Selbst Yilmaz Dziewior ist sich nicht zu schade. Der wusste immerhin mal, wie Diskurs geht. Aber das ist auch schon lange her.
Heute wie damals: Hamburg ist eine Kaufmannsstadt und Index vielleicht der Zustand von Kunst, den sie verdient.