Der Donnerstag hat seinen Betrieb auf unbestimmte Zeit eingestellt. d. Red.

DIE SAMMLUNGEN BOROS, HOFFMANN & OLBRICHT

Berlin privat

11. Januar 2011 von Niele Büchner
Im aktuellen Berliner Trend Ausstellungsräume zur Präsentation der eigenen Kunstsammlung zu eröffnen, bildet die Sammlung von Erika Hoffmann einen angenehmen Gegenpol zum selbstdarstellerisches Gebaren von Sammlern wie Christian Boros (Sammlung Boros) und Thomas Olbricht (me Collectors Room).
Seit 1997 befindet sich die Sammlung Hoffmann in den Privaträumen der Familie in den Sophie-Gips-Höfen und kann dort jeweils samstags besichtigt werden. Die von Erika und Rolf Hoffmann zusammengetragene Sammlung hat ihren Anfang in den 1960er Jahren im Rheinland, was sich u.a. im Schwerpunkt auf Künstler der Gruppe ZERO zeigt, die damals dort besonders aktiv waren. Sie wird seitdem kontinuierlich um zeitgenössische Arbeiten ergänzt. Einmal im Jahr wird die Sammlung neu kuratiert, in diesem Jahr unter dem recht vagen Begriff der Grenze bzw. der Grenzüberschreitung. Neben bekannten Namen wie Hermann Nitsch, Arnulf Rainer und Ernesto Neto überrascht die Sammlung immer wieder mit Arbeiten von unbekannten, jungen Künstler wie Marike Schuurman oder Katarzyna Kozyra. Durch diese heterogene Mischung wird eine Ausrichtung auf die aktuellen Kunstmarkttrends vermieden, während insbesondere die wesentlich jüngere Sammlung von Boros geprägt ist durch die Lieblinge des Kunstmarktes der letzten Jahre, wie Anselm Reyle, Olafur Eliasson oder Tobias Rehberger.
Im Unterschied zu den Ausstellungsräumen von Boros und Olbricht sind die Räume der Sammlung Hoffmann zugleich deren Privaträume, die auch als solche genutzt werden. Es handelt sich nicht um einen eigens erbauten white oder besser grey cube, sondern um Wohnräume, in denen die Kunstwerke zu Vertrauten werden und ihre auratische Enthobenheit verlieren. Die Architektur ist nicht so einschüchternd und monumental, wie in der Sammlung Boros oder so clean und stylish wie bei Olbricht. Man hat den Eindruck die Arbeiten dienen nicht der Repräsentation des Geschmacks des Hausherrns/der Hausdame, sondern sind Ausdruck der persönlichen Sammlerleidenschaft. Dazu passt, dass Erika Hoffmann der Kontakt mit den Künstlern wichtig ist und sie z.T. langjährige Beziehungen zu diesen pflegt.
Dominiert den Eingangsbereich me Collectors Room ein Kommerzbereich mit Café und hauseigenen Merchandisingartikeln, gelangt man in die Sammlung Hoffmann nur durch vorherige Anmeldung. Der Besuch ist zudem (wie in der Sammlung Boros) an eine Führung geknüpft, die jedoch nicht allein auf die Weitergabe von Wissen zielt, sondern auf ein dialogisches Miteinander. Dass man in einem Raum plötzlich mit einem Frühstücktisch für die Mitarbeiter konfrontiert wird, zeugt davon, dass hier Wert auf einen guten Umgang gelegt wird. Dies zeigt sich auch in dem von Erika Hoffmann zur Verfügung gestellten Projektraum "Souterrain", der wie der Name schon sagt, im Souterrain ihres Hauses untergebracht ist, und ihren Mitarbeitern die Gelegenheit bietet eigene Ausstellungen zu kuratieren.
Während sich der me Collectors Room wie ein kundenorientiertes Privatmuseum mit wechselnden Ausstellungen und Kinderprogramm inszeniert, versucht sich Boros durch die Gründung des Distanz Verlages als art agent und player im Kunstbusiness. Die Sammlung Hoffmann ist dagegen, was sie ist: eine Privatsammlung, die teilhaben lässt am Kunstinteresse der Hoffmanns ohne dabei allzu selbstdarstellerisch zu sein.

Kommentare

#1) Am 24. Januar 18:24 um Uhr von NetMaatRe

Erika Hoffmann mag die sympathischere der drei Sammler sein und wahrscheinlich hat sie auch den besseren Geschmack. Dass Kunstsammler aber "guten Kontakt", "Freundschaften" oder "langjährige Beziehungen" zu "ihren" Künstlern pflegen ist mittlerweile auch Standart sammlerischer Selbstdarstellung. Dass würden Boros und Olbricht wohl auch von sich sagen. Freundschaften mit Künstlern sind für mich kein Qualitätssiegel, vielleicht sogar eher das Gegenteil.