Nimm einen Bleistift und versuche so zu zeichnen wie als Kind. Wie hat man doch gleich wahrgenommen, wie die Linien geführt? Es ist nicht einfach, sich zu erinnern und das Ergebnis wird wohl ganz anders aussehen, als früher. Mühsam erlernte motorische Fähigkeiten und unzählige Bilder, die wir gesehen haben, haben Art und Anspruch Dinge darzustellen verändert. Aber rechtfertigt diese Schwierigkeit auch eine ganze Ausstellung mit Kinderzeichnungen aus Erwachsenenhand? Heini Linkshänder sagt ja und zeigt gleich 57 solcher Arbeiten. Auf kleinen, zum Teil fleckigen, ausgerissenen Zetteln, sind einfache Figuren zu sehen. Mal sieht man einen Frauenkopf mit wenigen Kugelschreiber- und Malkreidelinien dargestellt: Mund, Nase und Augen auf einem unförmigen Halbkreis sind das Gesicht; zwei Balken links und rechts davon die Haare. Mal ist ein Bild im kindlichen Schema mit dicken schwarzen Strichen und Kreisen ausgefüllt: Unten die Landschaft, oben rechts in der Ecke ein schwarzer Ball als Sonne, in der Mitte die runde Figur à la „Punkt, Punkt, Komma, Strich“. Das Motiv scheint dabei belanglos nebensächlich: Ob ein “Kleiner Athlet“ oder ein „Stolzes Weib“, alles sieht aus wie Kritzeleien, wie sie beim Telefonieren nebenbei entstehen.
Linkshänder ist ein bekannter Künstler aus Worpswede und hat sich mit seinen Skulpturen einen Namen gemacht. In seiner Ausstellung versucht er nicht zu zeigen, dass er besonders gut malen kann. Bei dieser Technik geht es vielmehr darum, Motive auf minimalistische Art zu zeigen, gefühlsnah und spontan als direkter Ausdruck inneren Erlebens. Dieser Ansatz ist bekannt und es gibt nichts dagegen zu sagen. Doch Linkshänder nimmt man diese Absicht nicht ab, denn es fehlt der Zusammenhang, der erkennbare künstlerische Impetus, der wohlüberlegte Inhalt. Die Motive wirken beliebig und langweilig (mal ein gekritzelter Kopf der nach rechts blickt, mal einer, der nach links guckt). So ist ein Besuch der Ausstellung leider nur enttäuschend.