DÜSSELDORFMANUEL GRAF: MEDITERRANEO
Kunst versus Mittelmäßigkeit
24. Januar 2011 von Michael Staiger
Die Ausstellung Mediterraneo von Manuel Graf besteht aus einer Videoarbeit,
mehreren Fotografien und kleineren, auf Tischchen ausgestellten
Objekten.
Das Video handelt vom Mittelmeer als der Wiege der (westlichen)
Zivilisation und dessen fragiler Entwicklung im Laufe der 3000
Jahre vor Christus. Die im nächsten Raum ausgestellten Objekte
scheinen eine Mischung aus (Tee-)Kannen und Lehmgebäuden zu sein.
Dazu gibt es noch etwas undeutliche Fotografien von Küsten.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Im schlimmsten Fall könnte man sagen, die Ausstellung versucht die Wurzeln unserer Kultur und damit auch unserer Kunst zu entdecken. Diese Lesart wirft allerdings die Frage auf, warum denn gerade der Zeitraum zwischen ca 3000 v.Chr bis zum Jahr 0 aus dem Strom der Entwicklungen gegriffen wird und als Grundlage unserer Kultur dienen muss. Im besten Fall wird in in dieser Ausstellung exemplarisch Wissenschaftliche (historische) Arbeit in den Kunstkontext eingeführt. Für diese Annahme fehlt aber schon der Ansatz einer sichtbaren, wissenschaftlichen Arbeitsweise.
Die Arbeit versucht Inhaltlich einen klar begrenzten Raum zu
öffnen, gleichzeitig bleibt dieser Raum aber recht leer.
Der vage Hinweis auf einen Zeitraum und geografischen Ort ist
nicht wirklich interessant oder aufschlussreich.
Auch formal fehlt die Entschlossenheit Stellung zu beziehen: Auf
der einen Seite findet die Projektion unter einem Zelt- bzw.
Sonnendach statt und der Projektor steht fast auf dem Boden,
wodurch jeder Besucher durch das Bild gehen muss. Auf der anderen
Seite werden die Kannen/Gebäude auf Tischchen präsentiert, die
aus einem Stahlrahmen mit Glasfläche bestehen (diese Tischchen
machen sogar aus unachtsam abgelegten Fernsehzeitungen Waren).
Ersteres deutet auf einen Versuch der Aneignung des
Ausstellungsraums hin. Letzteres eher auf unbedingte Affirmation
des Kontextes.
Was bleibt ist Ratlosigkeit.
Kommentare
Woher kommt denn eigentlich die Behauptung, das Mittelmeer sei die Wiege Zivilisation? Tatsächlich aus dem Video oder muss man sie aich aus Begleittexten zusammen lesen? Dann wiederum, träfe die Ausstellung ein weiteres Manko...
Das Video behauptet dies. Nicht explizit, aber auch nicht zu überhören.
Im, von Ihrem Blog empfohlenen, Artikel "Do it yourself- Kollege!" ist von einem "Dreischritt aus beschreibender Annäherung, argumentierender Durchdringung und begründeter Bedeutungszumessung" die Rede, den die KunstkritikerIn vollzieht. Sollte dies auch Ihrer Technik entsprechen, wären Sie allerdings schon am ersten der drei Schritte gescheitert. Wie kommen Sie z.B. auf den Zeitraum 3000 v.Chr. bis zum Jahre Null ? Allein die Begriffe "neolithische Revolution" und "Holländer", die im Film fallen, machen einen deutlich größeren und heterogeneren Zeitrahmen auf. Ihrer Kritik im letzten Absatz gebe ich recht - ich stelle auch Waren her, um weiterhin solche Filmprojekte verfolgen zu können (das wird hoffentlich bald besser). Ob mein Versuch, den geschichtstheoretischen Begriff der "longue durée" in bewegten und dauernden Bildern zu illustrieren, gelungen ist, kann ich von Ihnen wohl nicht erfahren. Gruss Manuel Graf