Die Performance versprach Exotik: eine rote Lilie auf dem Flyer, darüber der singende Titel "Tropical Dance" und ein für Kunststudenten gleichermaßen exotischer Ort – der Hamburger Kunstverein. Oliver Bulas, verdienstreicher Betreiber der WCW-Gallery in Wilhelmsburg und Student an der HFBK gab am 28. Oktober 2010 im Rahmen der Ausstellung "Zwischenraum: Space Between" eine Aufführung zum Besten.
Für 19 Uhr angekündigt, füllte sich die untere Halle, die für den Anlass nahezu freigeräumt war, zunächst langsam. Eine Theke mit Gertränken im Raum wurde von den nach einer halben Stunde eingetrudelten etwa 50 Besuchern aber rasch frequentiert, drei aufgestellte im Raum verteilte Tische mit Stühlen waren ebenso schnell besetzt. Bulas, wie immer adrett in Schale geworfen, mischte sich unter das Publikum, sprach mit diesem und jenem. Gegen 19:45 Uhr wurde die Szene von einem lauten Brummen überdeckt. Bulas und ein Kollege bestiegen jeweils eine Anhöhe und steuerten jetzt zwei grelle Scheinwerfer, die sie langsam durch den Raum wandern ließen. Wer in ihren Fokus geriet, konnte sich sicher sein, in dem ansonsten dunklen Raum für einen kurzen Moment im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen. Das ging so etwa 10 Minuten. Die Menschen unterhielten sich bald weiter, einige liefen durch den Raum, bis man schließlich bemerkte, dass unter jenen auch solche waren, die offenbar instruiert worden waren, weil sie anfingen, relativ eigentümliche Bewegungen zu machen (sie schüttelten sich, kratzten sich manisch an den Beinen, machten Anstalten zu tanzen…). Da die Instruierten irgendwann auffällig schnell durch die Halle abschritten, konnte man, nach anfänglicher Verwirrung, schließlich relativ genau sagen, wer zum Club der Eingeweihten gehörte und wer hier nur Zuschauer war. Die Phase der Tanzeinlagen dauerte noch mal rund 10 Minuten, dann ging das Hauptlicht an.
Insgesamt keine schlechte Darbietung und ganz im Zeichen einer in Hamburg sich abzeichnenden Anbindung von Kunst und Theater. Allerdings blieb man auch etwas in einer unentschiedenen Schwebe zurück, denn weder kam es zu einem wirklichen Ausbruch während der Aufführung, noch blieb sie derart subtil, dass man am Ende nicht hätte zuordnen können, was Darstellung ist und was nicht. So recht war nicht klar, ob Bulas an einer Erweiterung des Theaterbegriffs gelegen war – im Sinne der Reality-Bewegung a la Rimini Protokoll – um die minimale Formensprache (leerer Raum, monotone Tonspur, Spotlight), um Assoziationen an Flüchtlingsboote im Mittelmeerraum oder whatever. Das Stück war ein guter Schritt in eine vielversprechende Richtung, dem jedoch etwas mehr Ausarbeitung en detail nicht geschadet hätte.